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Sonntag
23.01.2011

Das gibts auch an den Solothurner Filmtagen: Ein Film ist in der Reihe «Das war die Schweiz» programmiert und findet nicht statt. So ist es am Samstag dem 30-minütigen Streifen «Wir sterben vor» aus dem Jahr 1967 ergangen. Dazumal hatten die Jungfilmer Urs Aebersold, Clemens Klopfenstein und Philipp Schaad (AKS) einen wilden Film in Wildwest- und Gangstermanier in einer Elsässer Fabrikruine abgekurbelt. Ein hemmungsloser surrealistischer Slapstick-Trip um Killer, Knarren, eine Hinrichtung und mehr, in dem Emil Steinberger einen Kurzauftritt hatte, algerische Flüchtlinge als Statisten mitmachten und ein gewisser Ennio Morricone die Filmmusik lieferte.

Nun hat Filmtage-Direktor das Filmchen kurzfristig aus dem Programm gekippt, weil die Klopfenstein-Fassung von seinen ehemaligen Mitstreitern Aebersold und Schaad nicht akzeptiert wurde. Film-Hasardeur Klopfenstein behauptet, das sei die Originalfassung, die Gegner sprechen von Verstümmelung. «Eine Schweinerei», findet Klopfenstein und hält vom ehemaligen Kumpan Aebersold nicht mehr viel. «Der ist seit 1967 in München und hat keinen Film mehr gedreht.» Als der Praesenz-Filmverleih die Lieferung des Films stoppte, hätte er zugegriffen, erzählte «Pirat» Klopfenstein spitzbübisch dem Klein-Report: «Ich habe alle 10 000 DVDs der Präsenz aufgekauft.»

Der Klein-Report-Berichterstatter ist in Besitz dieser DVD. Es handelt sich um den Underground-Spielfilm «Die Fabrikanten» aus dem 1973, einem Krimi mit Walo Lüönd, Fred Haltiner, Eva Landgraf, in Biel und Umgebung gedreht. Unter dem Bonusmaterial findet sich eben auch der anarchistische Streifen «Wir sterben vor», mit einem Mario-Cortesi-Interview. Ein amüsanter Blick zurück zu den wilden Anfängen des jungen Schweizer Films. Und der initiierte in Solothurn 2011 einen Sturm im Wasserglas. Interessiert am Film? Mehr via www.klopfenstein.net.