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Montag
03.10.2016

Kino

Gerade erst ist das Zurich Film Festival (ZFF) mit einem Besucherrekord zu Ende gegangen: Dieses Jahr strömten 90 500 Filmfans in die Zürcher Kinos, im letzten Jahr waren es noch 85 000.

Kein Wunder also, klopfen sich die beiden Co-Direktoren, Nadja Schildknecht und Karl Spoerri, gegenseitig zufrieden auf die Schultern. Und auch der neue Mehrheitsbesitzer des Zurich Film Festivals, die NZZ Mediengruppe, wird die guten Zahlen wohlwollend zur Kenntnis genommen haben.

Jetzt, wo mit der NZZ Mediengruppe ein mächtiger Konzern hinter dem Filmfestival steht, fragen sich viele, warum ein solches Festival auch in Zukunft noch öffentliche Gelder bekommen soll.

Dies war kürzlich auch bei einer Sitzung des Zürcher Gemeinderats Thema. Die Stadt Zürich überweist dem Festival laut einem Bericht des «Tages-Anzeigers» jährlich 350 000 Franken, der Kanton 250 000 Franken und der Bund 210 000 Franken (ab kommendem Jahr sogar 250 000 Franken. Die gesamte Summe von 810 000 Franken machen etwa 10 Prozent des ZFF-Budgets aus.

Der Bund sieht wegen der neuen Besitzverhältnisse Klärungsbedarf: Ivo Kummer, Filmchef beim Bundesamt für Kultur, hat bereits ein Treffen zwischen der Festivalleitung und dem Bundesamt organisiert, das noch im Oktober stattfinden soll.

Doch nicht nur der Bund ist wegen der neuen Besitzverhältnisse aktiv geworden, auch die Stadt Zürich sieht Handlungsbedarf. Nat Bächtold, Sprecher des Departements von Stadtpräsidentin Corine Mauch, sagte dem «Tages-Anzeiger»: «Unsere Juristen prüfen, inwiefern die neuen Besitzverhältnisse die Rechtsgrundlage zur Unterstützung des Zurich Film Festivals beeinflussen.»

Aus dem Zürcher Gemeinderat, der die Subventionen für das ZFF gesprochen hat, kommt vor allem eine erste Reaktion aus dem linken Lager. So gelangte die AL-Politikerin Andrea Leitner Verhoeven mit ihrer schriftlichen Anfrage an den Stadtrat: «Es geht um die grundsätzliche Frage, ob das Filmfestival noch städtische Subventionen braucht, wenn es der NZZ gehört.» Da die Beiträge bis und mit 2018 gesprochen sind, will sie wissen, an wen die Subventionen gehen.

Denn es gibt mittlerweile zwei Aktiengesellschaften rund um das Festival – die Zurich Film Festival AG als Veranstalterin und die Spoundation Motion Picture AG als Vermarkterin. Bei beiden hält die NZZ die Aktienmehrheit. «Die Splittung der ursprünglichen GbmH in die beiden AGs muss einen misstrauisch machen», sagt Leitner-Verhoeven.

Die anderen Fraktionen warten erst einmal ab, für den SVP-Präsidenten Mauro Tuena müssen die offenen Fragen bis zum nächsten Festival 2017 geklärt werden, wie es im «Tages-Anzeiger» heisst.

Der Ball liegt nun also bei der öffentlichen Hand und sie muss entscheiden, ob ein Festival, das mehrheitlich von einem Medienkonzern kontrolliert wird, weiter öffentliche Gelder bekommen soll.

Geht es nach dem Willen der beiden Co-Direktoren Schildknecht und Spoerri, soll sich die öffentliche Hand natürlich weiterhin für das Zurich Filmfestival engagieren. Spoerri im «Blick»: «Unsere Sponsoren und Partner haben ihre finanziellen Möglichkeiten weitgehend ausgeschöpft. Das Geld der öffentlichen Hand ist daher auch in Zukunft wichtig. Wir sind in einem internationalen Geschäft und haben starke Konkurrenz.»

Und auf die Frage der Zeitung, ob das ZFF noch mehr Subventionen erhalten soll, antwortet Spoerri: «Wenn man alles neu betrachten würde – ohne Blick auf die Vergangenheit, dann müssten wir, wenn man die Zahlen sieht, sicher mehr bekommen.»

Man ist schon jetzt gespannt, ob die Wünsche der Festival-Direktoren in Erfüllung gehen werden.