Man kann das (vermutete) Seufzen des «SonntagsBlick»-Redaktors gut nachempfinden, als er das erste Mal den Text durchlas. Geschrieben von Adolf Muschg (89), gerichtet an Frank A. Meyer (80).
Der runde Geburtstag ihres Kolumnisten war der Redaktion Anlass genug, vier Seiten freizugeben. Der Dichter durfte sich frei entfalten: «Im alten Frankreich der Merowinger wäre aus einem Majordomus regelmässig der reale Hausherr geworden (…)» Auch Bildungsbürger haben ihre Schwierigkeit, den Text zu verstehen.
Muschg im Vollrausch: «Die erste Frau des ersten Menschen (der noch ein Mann sein musste) war, nach der Bibel, keine Eva, sondern eine Lilith, wohl babylonischer Herkunft – wie der berühmte Turm, wo die Menschheit ihre gemeinsame Sprache verbaut und verspielt haben soll.»
Total unverständlich wird es am Ende. Adolf Muschg versucht eine Parallele zwischen Gottfried Kellers Novelle «Kleider machen Leute» und dem Geburtstagskind herzustellen. Der Leser und die Leserin fragen am Ende: «Hä?»
Sogar wenn man den Text einigermassen verstanden hat, so richtig schlau wird man nicht. Vielleicht hätte der diensthabende Redaktor doch etwas durchgreifen müssen. Und auch der Bildredaktion mangelte es an Mut. Die beiden publizierten Fotos sind acht, beziehungsweise 39 Jahre alt.