Der Fall beim «Spiegel» erschütterte die deutsche und internationale Medienwelt. Doch wie konnte es soweit kommen? Der Privatsender Sky präsentiert jetzt einen Blick hinter die Kulissen des Skandals rund um den gefeierten Reporter Claas Relotius.
Dieser ist 2018 schliesslich mit nur 33 Jahren auf dem Höhepunkt seiner journalistischen Karriere als pfiffiger Lügner überführt worden.
«Erfundene Wahrheit – Die Relotius Affäre» heisst somit der Titel der Dokumentation. Der Film macht sich auf Spurensuche in der Welt, aus der Relotius berichtet hat. Erzählt werden die wahren Geschichten hinter den Erfindungen aus dem Irak oder Fergus Falls in den USA. Auch wie «Der Spiegel» selbst mit seinen Enthüllungen umging und die Affäre aufarbeitete, wird thematisiert, wie Sky in einer Vorschau schreibt.
«Solche Geschichten gibt es wirklich nur im Märchen – oder in Hollywood», sagt der heutige «Spiegel»-Chefredaktor Steffen Klusmann in der Dokumentation. Im Film bezeichnet er die Hintergründe als «Clusterfuck» oder übersetzt «ein Riesen-Systemversagen».
Die Dokumentation zeigt auch, wie Juan Moreno, der die Aufdeckung des Skandals ermöglichte, einen von Relotius’ Protagonisten mit dessen Unwahrheiten konfrontiert. Moreno hatte sich lange an den «Spiegel»-Verantwortlichen, die das alles nicht wahrhaben wollten, die Zähne ausbeissen müssen.
Zu Wort kommt ebenso der Lokaljournalist Dennis Betzholz. Dieser war damals beim «Probearbeiten» für den «Spiegel» gegen Relotius angetreten – und hatte den Kürzeren gezogen gegen das vermeintliche Wunderkind.
Regie in der Sky-Doku führt Daniel Andreas Sager, der sich nach seinem Kino-Erfolg «Hinter den Schlagzeilen» erneut dem Blick hinter die Kulissen des Journalismus und dessen Rolle für eine demokratische Gesellschaft widmet.
Der Protagonist selbst hat inzwischen wieder in der Kommunikationsbranche Fuss fassen können. Relotius hat einen Job als Texter bei der Werbeagentur Jung von Matt.
«Erfundene Wahrheit – Die Relotius Affäre» läuft aktuell über mehrere Tage auf Sky Documentaries und kann auch auf Abruf gesehen werden.