Ein Skandal der Sonderklasse erschüttert die Kulturszene in Österreich. Ein mehrfach preisgekrönter Burg-Schauspieler ist überführt worden, während Jahren 58'000 kinderpornografische Dateien gesammelt zu haben.
Die Gerüchte kursierten schon länger. Nun haben am Freitag der Radiosender Ö1 und die Gratiszeitung «Heute» den Strafantrag öffentlich gemacht.
Die Konsequenzen sind fatal. Florian Teichtmeister spielt in der hochgelobten Sisi-Parabel von Marie Kreutzer den Kaiser Franz Josef. Der feministisch interpretierte Film mit dem Titel «Corsage» hat es auf die Shortlist der letzten 15 Werke für den Oscar als bester ausländischer Film geschafft. Die Nominierungen für die Endrunde werden am 24. Januar gekürt.
In einer ersten Reaktion wurde gefordert, den Film als österreichischen Beitrag zurückzuziehen. Im Kino wurde «Corsage» bereits abgesetzt.
Am Sonntag haben der ORF und der zuständige Fachverband aber beschlossen, dass «Corsage» im Oscar-Rennen bleiben soll.
Teichtmeister sei nicht «Corsage», meinte auch die Regisseurin. Auf Instagram zeigte sich Marie Kreutzer «traurig und wütend». Es werde ein «feministischer Film, an dem mehr als 300 Menschen aus ganz Europa jahrelang gearbeitet haben, durch die grauenvollen Handlungen einer Person beschmutzt und beschädigt».
Florian Teichtmeister ist bekannt aus zahlreichen TV-Produktionen von «Kommissar Rex» bis «Tatort». Er gehörte zum festen Ensemble des Theaters an der Josefstadt in Wien sowie dem heutigen Burgtheater. Dort wäre er aktuell in der Hauptrolle in «Nebenan» von Daniel Kehlmann zu sehen. Burgtheater-Direktor Martin Kusej hat das Stück umgehend abgesetzt. Auch beim ORF sind sämtliche Filme mit dem pädophilen Schauspieler inzwischen im Giftschrank gelandet.
Aufgeflogen war das alles, weil seine damalige Lebensgefährtin ein Bild am Handy des 43-Jährigen entdeckte und die Polizei informierte. Pikant: Im November 2016 war Florian Teichtmeister einer der eingeladenen Künstler, die beim Staatsakt für Missbrauchsopfer auftraten. Er hat aus Protokollen solcher Verbrechen gelesen. «Man kann nie in jemanden hineinsehen», meinte dazu die Sisi-Regisseurin.
Ob das am Sonntag abgeschickte Erklärungsschreiben der Wiener Filmproduktion in Hollywood Gehör findet, bleibt weiter fraglich. Es sei höchst unwahrscheinlich, dass sich die Oscar-Academy für einen Film entscheidet, in dem einer der Hauptdarsteller wegen Kinderpornografie vor Gericht steht.
Die Verhandlungen sind in Wien für Februar angesetzt.