Nach dem Konkurs der Cityguide AG hofft Silvia Affolter, dass sie wieder aufatmen kann: Über Jahre hinweg landeten wütende Kunden der Cityguide AG bei der Geschäftsführerin der YourStory AG, weil sie die Knebelverträge der Online-Marketing-Firma künden wollten.
Grund für die fehlgeleiteten Anrufe ist eine Verwechslung, wie Affolter dem Klein Report erklärt. Mit ihrer Firma, der YourStory AG, hat sie nämlich ein erfolgreiches Hotelfernsehen mit dem Namen CityGuide TV aufgebaut. Und das bereits Jahre vor der Gründung der Cityguide AG. Silvia Affolter stellt unmissverständlich klar: «CityGuide TV und die Cityguide AG haben nichts miteinander zu tun!»
Roger Lienhard, der damals im selben Bürogebäude wie Silvia Affolter Untermieter war, habe plötzlich mit einer «über 60 köpfigen Hardsales-Verkaufstruppe seine Cityguide AG lanciert», so Affolter. So hatte Lienhard eine Firma, die leicht mit dem erfolgreichen CityGuide TV verwechselt werden konnte. Dadurch, dass sich die Cityguide AG und CityGuide TV auch noch die Adresse teilten, war die Verwirrung komplett.
«Man hat mir damals empfohlen, wegen unlauterem Wettbewerb gegen Lienhard vorzugehen. Da ich mich aber klar in einem anderen Segment bewegte und bewege und im Aufbau war, hatte ich keine Energie für einen Rechtsstreit», sagt Affolter heute. «Lienhard hat den Umstand, dass ich mit dem Hotelfernsehen CityGuide TV bereits gut im Markt etabliert war, schamlos ausgenützt. Für seine Billigproduktionen hat er als Türöffner mein bereits etabliertes Geschäft benutzt», erklärt sie weiter.
Die Probleme für Affolter starteten, als der «Kassensturz» im November 2010 über «windige Werbefirmen wie Astramedia» berichtete. Der Beitrag handelte von Vertretern von Lienhards Firma Cityguide AG (später Astramedia, dann wieder Cityguide), die «Druck ausüben auf kleinere Betriebe, die unsicher sind in Sachen Internet», wie es im Beitrag heisst. Die Mitarbeitenden der Cityguide AG hätten sich als «professionelle Marketingexperten» ausgegeben und für Videos, die «zwischen 3000 und 5000 Franken wert sind, 14 000 Franken verlangt», wie ein Online-Marketing-Experte damals schätzte.
Seit Veröffentlichung dieses Beitrags meldeten sich zeitweise jeden Monat 30 bis 40 wütende Kunden der Cityguide AG bei Silvia Affolter, der Geschäftsführerin der YourStory AG: «Bis heute rufen noch Leute an, die Rechnungen der Cityguide AG erhalten haben und wissen wollen, was das für Rechnungen sind», sagt Affolter. Der Klein Report berichtete am Mittwoch über solche Rechnungen.
Die neuen Knebelverträge der Cityguide AG und die Geschäftsgebaren, die damals vom «Kassensturz» aufgedeckt wurden, sind über die Jahre gleich geblieben. Silvia Affolter findet es «unverständlich», dass Online-Marketing-Firmen selbst Jahre nach dem «Kassensturz»-Beitrag noch damit durchkommen und bis heute hauptsächlich werbeunerfahrene Kunden finden.
Der Gründer der Cityguide AG, Roger Lienhard, hat bereits zahlreiche solcher Firmen gegründet und teilweise wieder verkauft. Die unterdessen konkursite Cityguide AG verkaufte er schon vorher an einen privaten Investor.
«Ich muss anerkennen: Roger Lienhard ist sicher der beste Verkäufer der Welt. Er schafft es, Luft zu verkaufen und findet einen Investor, der ihm ein marodes Geschäft für Millionen abkauft», sagt Silvia Affolter schliesslich.
