Am 15. Februar ist es soweit: Die unautorisierte Biografie von Friede Springer, der Haupterbin des Axel Springer Verlags, kommt auch in die Schweizer Buchläden - und weil gewichtige Ereignisse ihre Schatten vorauswerfen, sind deutsche Medien derzeit damit beschäftigt, Auszüge aus der von Inge Kloepfer verfassten Lebensgeschichte der geborenen Friede Riewerts zu publizieren. Am Montag lieferte die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ) das für Medienschaffende interessanteste Stück voraus ab: den Aufstieg von Matthias Döpfner, des 1963 geborenen heutigen Vorstandsvorsitzenden des Medienhauses, der mit einer Arbeit über «Musikkritik in Deutschland nach 1945» promoviert hatte.
Als hätte die Biografin, Journalistin bei der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» (FAS), den Aufsichtsratssitzungen des Medienhauses selbst beigewohnt, so lebhaft nahe schildert sie die turbulenten und stundenlangen Sitzungen aus den Jahren 1999 bis 2001, in denen um eine Nachfolge von August A. Fischer gerungen wurde. Am Ende setzte sich die Springer-Erbin durch: «Gerade einmal seit einem Monat war der noch junge ehemalige Musikkritiker in Vorstandswürden. Und schon sollte er öffentlich als künftiger Konzernchef avisiert werden? Ihre Kollegen im Aufsichtsrat wollten sich nicht festlegen, zumindest vorerst noch nicht, wollten ihn erst einmal schalten und walten sehen. Doch Friede Springer liess nicht locker. Sie verschloss die Ohren vor dem beredten Servatius, der ihr eindringlich empfahl, sich mit der Personalie zurückzuhalten. Nein, diesmal nicht, entschied sie. Jetzt sollte der Aufstieg Döpfners festgezurrt werden», schreibt Kloepfer in ihrer Biografie, die sich auf zahlreichen Gespräche mit jener Frau stützt, die 1965 auf eine Zeitungsannonce mit dem Titel «Villenhaushalt sucht Kindermädchen» geantwortet hatte. Aufgegeben hatte sie jener Mann, der sie zwei Jahre später heiraten sollte: Axel Cäsar Springer.
Für Kloepfer ist klar, warum Döpfner die Zuneigung der Erbin gewann. Er war derjenige, der Springers verlegerische Grundsätze wieder in den Vordergrund rückte: «Mit Döpfner wurde es anders. Er erhob die Grundsätze des verstorbenen Verlegers, die auch die seinen waren, wieder verbindlich zum inhaltlichen Programm der neuen `Welt` (
) Er propagiert das, was Axel Springer wollte. Er sagt das, was Friede Springer laut nicht sagen würde: zum Beispiel, dass sich das Thema 1968 historisch erledigt und Axel Springer recht behalten habe», heisst es in dem FAZ-Ausschnitt weiter. «Friede Springer findet in Mathias Döpfner das wieder, was sie von ihrem Mann gelernt und verinnerlicht hat: ihre konservative geistige Heimat. Deshalb ist er ihr Vertrauter, der sie berät (
) Deshalb ist er einer der wenigen Menschen in ihrem Leben, mit dem sie über private Angelegenheiten gleichermassen reden kann wie über den Verlag, über Politik und über die vielen prominenten und weniger bekannten Menschen um sie herum, die sie beobachtet und von denen sich viele ihre Freunde nennen», heisst es weiter.
Inge Kloepfer: Friede Springer - die Biografie. Hoffmann & Campe, ISBN 3-455-09489-9, 38.60 Franken.
Montag
07.02.2005