In der Schweiz wurde 1971 das Frauenstimmrecht eingeführt. Spät, aber immerhin. Nach wie vor keine Stimme haben dürfen die Frauen beim Festival «Moon & Stars» im Jahre 2022.
Die Stars, die dieses Jahr im Juni auf der Piazza Grande in Locarno auftreten, sind allesamt nur Männer. Das hat einigen Sängerinnen kurzerhand die Stimme verschlagen. Ausser Sophie Hunger. Diese forderte am Mittwoch auf der Kurznachrichtenplattform Twitter das Publikum auf, das Festival zu boykottieren.
Hunger, die auch ohne einen Gig in Locarno nicht am Hungertuch nagen müsste, geht es um das Prinzip. Sie kritisiert in diesem Zusammenhang auch Sponsoren des «Moon & Stars» wie die Migros.
Mit ihrer Empörung ist Sophie Hunger nicht allein. Auf Social Media bekommt sie grosse Unterstützung. Unter ihnen auch von der Newcomerin Céline Hales. Sänger Seven, der dieses Jahr Teil des Line-ups in Locarno ist, hat ebenfalls reagiert und empfiehlt Hales den Veranstaltern gleich für eine Nachnomination.
Die Veranstalter winden sich inzwischen, das aktuelle Programm bestehe nicht absichtlich nur aus männlichen Künstlern. Wie auch in den vergangenen Jahren würde «ein gemischtes und abwechslungsreiches Programm bevorzugt». Die gesamte Veranstaltungs- und Musikbranche sei aber aufgrund von Corona mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert worden, die sich auch auf das diesjährige Programm ausgewirkt habe.
Mit dieser Rechtfertigung treffen die Organisatoren auf wenig Verständnis in den sozialen Medien. Sophie Hunger schreibt dazu, es gäbe genügend Künstlerinnen, Newcomerin und Stars. Das Programm sei deshalb «ganz klar kein Zufall».
«Moon & Stars» ist im Sommer 2003 von den Good News Productions lanciert worden und dann in Zusammenarbeit mit Ringier gross gemacht worden für Acts mit rund 10'000 Fans auf der Piazza Grande. Ab 2014 hat Ringier die mehrtägige Veranstaltung komplett übernommen und seit 2017 war die Energy-Gruppe für das Management des «Moon & Stars» verantwortlich. 2020 übernahm der ehemalige CEO der Energy-Gruppe, Dani Büchi, das «Moon & Stars» von Ringier.
Inzwischen ist die singende Männerrunde im Verlaufe des Donnerstags zu einem grösseren Thema geworden.
Auf Nachfrage von Keystone-SDA verteidigt sich Dani Büchi in verschiedenen Medien, dass für diesen Sommer einfach kein weiblicher Star verfügbar gewesen sei, der mindestens 8'000 Fans nach Locarno hätte locken können. Und Sponsor Migros will mit dem Festival das Gespräch suchen.