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Dienstag
05.07.2016

Medien / Publizistik

Mit «Herr Gröttrup setzt sich hin» hat Sharon Dodua Otoo den mit 25 000 Euro dotierten Ingeborg-Bachmann-Preis im österreichischen Klagenfurt gewonnen, wie «Der Spiegel» schreibt.

Herr Gröttrup ist ein reichlich pedantischer deutscher Rentner, der seiner Ehefrau das Leben nicht nur beim Frühstück schwer macht. Doch bei der Beschreibung einer Frühstücksszene erhält Otoos Text die entscheidende Wendung mit den Worten «Das. Ei. War. Noch. Weich.»

Bald darauf wird die Geschichte weitererzählt aus der Perspektive jenes renitenten Eis, sie handelt von Fragen der Wiedergeburt und kommentiert im Vorbeigehen auch rassistische Zusammenhänge in der deutschen Gesellschaft.

Für die Juroren, die dem Text lauschten, war es «ein cooler Text», als Leser nehme man «mit teuflischer Freude» wahr, wie das Ei den unsympathischen Gröttrup ärgere. Der Text breche immer wieder aus dem realistischen Konzept aus, man könne «schwer vergnügter von der Reinkarnation erzählen».

Die 1972 in London geborene Schriftstellerin wurde zum Bachmann-Preis von der deutschen Jurorin Sandra Kegel, FAZ-Redaktorin, eingeladen. Über die Geschichte des renommierten Wettlesens am Wörthersee wusste die in Berlin lebende und arbeitende Otoo bis dahin nicht Bescheid. «Gewöhnlicherweise beschreibe ich mich als schwarze britische Mutter, Aktivistin, Autorin und Herausgeberin», schreibt Otoo über sich selbst. Sie hat bereits Bücher in englischer und deutscher Sprache veröffentlicht.

Weiter gewinnt der Schweizer Dieter Zwicky für seinen sprachspielerischen Text «Los Alamos ist winzig» den mit 10 000 Euro dotierten Kelag-Preis. Die in Berlin lebende Autorin Julia Wolf, die unter dem Titel «Walter Nowak bleibt liegen» von einem Rentner im Schwimmbad erzählt, bekommt den mit 7500 Euro dotierten 3sat-Preis.