Das Kandidaten-Karussell um die Nachfolge von TV-Direktor Peter Schellenberg dreht sich immer schneller. Plötzlich taucht ein neuer Name auf: ex-Schauspielhaus Direktor Marcel Müller (50). Er soll neben der Publisuisse-Direktorin Ingrid Deltenre in der Poleposition stehen, wie «SonntagsZeitung» und «NZZ am Sonntag» berichten. «Müller vermag zwar gut mit Zahlen jonglieren, doch «ein visionärer Fernsehdirektor zu werden, traut man» ihm nicht zu. Ebenso wird gezweifelt, ob die «kommerziell denkende Werbefachfrau die richtige Wahl wäre», urteilen die Sonntagsblätter.
Als «wenig aussichtsreich» wird derzeit die Kandidatur von Ex-RTL/Prosieben-Chef Mario Aldrovandi beurteilt, der als einziger den Laden am Leutschenbach und das TPC kennt und bereits einen Haufen Journalisten geführt hat. Doch der SRG-Generaldirektor Armin Walpen möchte keinen Medienprofi. Der Grund: Walpen will «seine eigene Machtposition ausbauen», zitiert die «SonntagsZeitung» anonyme Medienkenner.
Auf Anfrage des Klein Reports gibt sich Aldrovandi zum Kandidaten-Karussell zurückhaltend: «Die Informationshoheit liegt beim Regionalrat, der schlussendlich den neuen Fernseh-Direktor wählen wird. Es ist ärgerlich, dass nun permanent neue Namen herumgeboten werden.» Für ihn wäre es derzeit viel wichtiger, sich mit der Frage zu beschäftigen, «was SF DRS eigentlich ist: Ein Medienunternehmen, eine Vermarktungsinstrument oder gar ein Theater?» Die Antwort müssten eigentlich die Zuschauer geben, die das Fernsehen mit ihren Gebühren zu 70 Prozent finanzieren.
Am 22. Januar wird man mehr wissen Dann soll der 22-köpfigen Regionalrat den Nachfolger von Schellenberg wählen. Eines aber ist jetzt schon klar: Wer immer gewählt wird, muss einen breiten Rücken haben. Denn der Umgang mit Kritik wird zum Joballtag gehören. Da haben Deltenre, Aldrovandi und Martin Heller, der vierte Kandidat, Müller einiges vor: Aldrovandi stand bei RTL/Prosieben im Schussfeld der Simpson-Fans, Heller bei der Expo. Und Deltenre hat immerhin mit ex-Blick-Chefredaktor und Kommunikationsunternehmer Sacha Wigdorovits als Lebenspartner den eigenen Krisenmanager im Haus.
Sonntag
15.12.2002