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Montag
25.07.2016

Werbung

Die SBB haben einen Online-Werbespot vom Netz genommen, nachdem dieser für grosse Kritik gesorgt hat, wie die «Schweiz am Sonntag» berichtet. Im Clip, der seit Juli im Internet ausgestrahlt wird, wartet ein verärgerter Mann zu Hause im Bademantel auf seine Partnerin. Er stellt sie zur Rede und bezichtigt sie der Untreue. In einem Verhör will er herausfinden, wo sie am Vorabend war.

Er schreit sie an, kommt ihrem Gesicht nahe und stellt ihr Fragen, die sie stammelnd beantwortet. Als sie sagt, sie sei im Kino gewesen, schüttelt er ihr Portemonnaie auf dem Tisch aus und fragt, wo das Ticket sei. Die Erlösung folgt mit dem SwissPass.

Sie habe damit das Kinoticket online gekauft. Und alles ist wieder gut. Der Werbefilm ist von den SBB selber produziert worden. Auf Facebook und Youtube, wo der Clip knapp 300 000 Mal angeklickt wurde, provozierte der Spot erboste Kommentare. Der Tenor: Der Film sei von einer bedrohlichen Stimmung geprägt. Manche fühlen sich an Fälle von häuslicher Gewalt erinnert.

Susan Peter, Geschäftsleiterin der Stiftung Frauenhaus Zürich und Vorstandsmitglied der Dachorganisation der Frauenhäuser der Schweiz und Liechtenstein, ist empört. Sie spricht von einem klaren Fehltritt, «um nicht zu sagen, Missbrauch des Themas für wirtschaftliche Ziele.» Dies sei inakzeptabel. «Denn die Lösung von häuslicher Gewalt ist nicht die SBB-Karte, sondern Aufklärung, Prävention und Intervention.»

Sogar auf Bundesebene, beim Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG), ertönt Kritik an den Bundesbahnen. «Wir verstehen die Irritation, die der Werbeclip der SBB verursacht», sagt Ursula Thomet, stellvertretende EBG-Direktorin in der «Schweiz am Sonntag».

Es sei nicht nachvollziehbar, wie solche Szenen, die ein eindeutig kontrollierendes und drohendes Verhalten darstellten, das für Fälle häuslicher Gewalt typisch sei, den Werbezwecken der SBB dienen soll. Aufgrund der Recherchen haben die SBB reagiert und am Freitag den Clip offline genommen, wie Sprecher Daniele Pallecchi bestätigt.

Man habe in einer Nachbetrachtung des Clips festgestellt, dass die Aussage missverständlich sein könnte. «Wenn sich jemand verletzt gefühlt hat, entschuldigen wir uns dafür.»