In einem News-Beitrag über ein Verkaufsverbot für Sex liess TeleZüri die Hüllen fallen. Eine Zuschauerin empfand dies als despektierlich.
Wie viel nackte Haut gezeigt werde, sei letztlich Geschmackssache, zieht sich nun Ombudsmann Oliver Sidler aus der Affäre.
Der in der 18-Uhr-Sendung ausgestrahlte dreiminütige Bericht dreht sich um die Motion «Menschen sind keine Ware», mit der EVP-Nationalrätin Marianne Streiff am 8. Juni eine Strafe für Freier forderte.
Eine Zuschauerin beschwerte sich bei Ombudsmann Oliver Sidler. Zwar hätte TeleZüri sowohl die Pro- wie auch die Contra-Seite in Sachen Prostitution zur Sprache kommen lassen, räumte sie ein.
Die Beschwerdeführerin behauptet jedoch, die gezeigten Symbolbilder würden suggerieren, dass «es schön sei, sich zu prostituieren»: «Es waren Bilder von sich entspannt auf einem Bett räkelnden Sexarbeiterinnen in entsprechender Pose und Tanga zu sehen; dies und andere aufreizende Gegenstände (Schuhe). Also ganz nach dem Motto: frei über diese Handlung entscheiden zu können und dafür noch bezahlt zu werden.»
Vermisst hat die Zuschauerin Bilder von jenem Grossteil der Prostituierten, die unter der Situation leideten, sie als Notlage (Geldnot) betrachteten und aussteigen würden, wenn sie die Möglichkeit hätten. «Eine Meinungsbildung in der Frage Ausstiegswilliger war so nicht möglich.» Ausserdem sei der Jugendschutz geritzt worden.
Die Behauptung, dass kein Leid gezeigt worden sei, bezeichnet die TeleZüri-Redaktion in ihrer Replik als «Interpretation». Sie werde dadurch widerlegt, dass die Motionärin ihren Vorstoss im Beitrag gleich zu Beginn mit der Ausbeutung der Frauen begründet – und die Ausbeutung auch im weiteren Verlauf des Beitrags ein Thema bleibt.
Nach reiflicher Prüfung der gezeigten Nackbilder kommt Ombudsmann Oliver Sidler zum Schluss: «Insbesondere die Filmaufnahmen mit den nur spärlich bekleideten Frauen und dem entsprechenden Fokus waren aus meiner Sicht zur Bebilderung dieses Beitrags völlig unnötig. In einem Bericht zum Thema Verbot der Sexarbeit und auch dem Hinweis im Interview, dass fast 90 Prozent der Prostituierten gerne aus dem Beruf aussteigen wollten, ist das Zeigen von leicht aufreizenden Bildern nicht unbedingt adäquat.»
Da diese Szenen aber nur kurz gedauert hätten und in einen Nachrichten-Beitrag eingebettet waren, vermochte Sidler keine Gefahr für die Jugend zu erblicken.
Schlussendlich sei es eine «Frage des Geschmacks» – und nicht ein Problem des Programmrechts.