Nach der Abstimmung über das neue Filmgesetz sollen in der Schweiz ab 2024 bis zu 20 Millionen zusätzliche Franken jährlich in die Filmförderung fliessen.
Das Geld kommt von in- und ausländischen Streamingdiensten sowie ausländischen Fernsehdiensten mit Schweizer Werbefenstern. Diese müssen vier Prozent ihres jährlich in der Schweiz erzielten Bruttoeinkommens wieder in das Schweizer Filmschaffen reinvestieren.
Die Branche erhofft sich davon einen Boom.
In unserem Nachbarland Österreich soll eine solche Schubkraft bereits im eben angelaufenen Jahr Realität werden. Mit einem neuen «Anreizmodell», das per Januar 2023 für die Filmbranche eingeführt worden ist, erhofft sich die österreichische Produktionsbranche «ein schlagkräftiges Instrument für mehr internationale Wettbewerbsfähigkeit».
Das neue Fördermodell sieht vor, dass bis zu 35 Prozent der in Österreich investierten Mittel «refundiert werden können». Die Regel gilt für internationale Filmproduktionen ebenso wie im Streamingsektor oder bei heimischen Vorhaben. Eine Deckelung nach oben gibt es nicht.
Herzstück des neuen Modells ist ein nicht rückzahlbarer Zuschuss von 30 Prozent für jedes in Österreich realisierte Projekt. Dieser Betrag kann um weitere fünf Prozentpunkte steigen, wenn ökologische Kriterien erfüllt werden.
Diese neuen Fördergelder sollen sich jährlich auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag belaufen. Pro Film liegt der Maximalzuschuss bei fünf Millionen Euro, pro Serie bei 7,5 Millionen Euro. Erstmals werden mit dem neuen System in Österreich auch Produktionen von Streaming-Anbietern gefördert.
Wie der Wiener Produzent John Lüftner in einem Interview mit dem «Standard» meinte, wird mit dem neuen Gesetz «ein Anspringen der Filmproduktion in Österreich» stattfinden. Aber für einen regelrechten Boom werde es wohl noch ein bisschen mehr brauchen. «Die jetzt deutlich höhere Förderquote wird durch die unvermeidlichen Teuerungen, aber auch durch die Überhitzung des Marktes fast schon wieder ausgeglichen.»
Auch könne die Infrastruktur nach dem Dämmerschlaf wegen Corona nicht auf Knopfdruck wieder hochgefahren werden.
Die nächsten zwei Jahre werden auch aus Sicht des Grossproduzenten Jan Mojto aber spannend. Zwar sieht der Chef der internationalen Gruppe Beta Film den Markt für aufwendige sogenannte High-End-Produktionen als «bald gesättigt» an. Die grosse Herausforderung liege somit in der Fülle des Angebots darin, «überhaupt zum Publikum vorzudringen». Alle würden etwas Besonderes und Einmaliges suchen. Bei Streamingplattformen zeige sich, dass diese sich stärker mit lokalen Inhalten auseinandersetzten.
Hier kann das Anreizmodell sicher etwas im gewünschten Sinne beitragen. Zudem bewirke es, dass Österreich als Drehort wieder interessanter wird. «Wir werden deshalb sicher Produktionen ins Land bringen, die sonst anderswo produziert worden wären.»
Mit anderen Worten: Die Schweizer Filmbranche hat noch etwas Zeit, um in einem Jahr optimal vorbereitet in dem neu strukturierten Markt mitreden zu können.