Das neue Onlineportal «Sept», das am Wochenende lanciert wird, hat grosse Ziele. Das zeigt sich schon beim Zielpublikum. «Wir richten uns an alle, die französisch sprechen, sei es in der Schweiz, Frankreich, Kanada oder in Afrika», sagte Michael von Graffenried, Art Director bei «Sept», dem Klein Report.
Das zeigt sich denn auch beim Fokus der Zeitung. «Thematisch sind wir völlig frei», so von Graffenried. Es müssten keine aktuellen Themen behandelt werden, wenn diese nicht von Interesse seien. In der ersten Ausgabe ist eine lokale Geschichte von weltweitem Interesse zu finden: Beim Filmhersteller Ilford, der im Dezember den Betrieb eingestellt hat, haben insgesamt 220 Angestellte ihre Arbeit verloren. Das ist den Machern Grund genug, sich den einzelnen Schicksalen vertieft zu widmen.
«Wenn wir glauben, dass ein Thema etwas hergibt, arbeiten wir daran. Wir gehen Informationen nach, wenn sie uns fesseln, sie müssen nicht zwangsläufig aktuell sein», sagte Chefredaktor Patrick Vallélian gegenüber dem Klein Report.
Die Stärke sieht Vallélian bei Reportagen, langatmigen Recherchen, der Unabhängigkeit der Zeitschrift und bei den Autoren. «Wir glauben, dass die Leute eine Autorschaft wollen, sie wollen wissen wer hinter der Geschichte steht», erklärte Michael von Graffenried. «Die Leute wollen - neben all dem Kurzfutter wie in `20 Minuten` - Geschichten von A bis Z erzählt bekommen. Wir brauchen Inhalte, für die jemand bezahlen will.» Bilder und Artikel gratis zur Verfügung zu stellen, hält von Graffenried ohnehin für einen «Kapitalfehler».
Deshalb setzt man auch auf Namen wie René Burri und den ehemaligen «La Liberté»- und Radio Schweiz International-Chefredaktor François Gross. Der ehemalige Chefredaktor von «La Liberté» schreibt jede Woche eine Kolumne, und Fotograf René Burri hat Beiträge für die Plattform versprochen. «In der ersten Printausgabe findet sich ein aktuelles Farbbild des weltberühmten Fotografen», so von Graffenried.
Damit sich die Autoren ausleben können, wollen ihnen die «Sept»-Macher möglichst viele Freiheiten lassen. «Jeder ist Spezialist in einem Thema und soll sich vor allem dazu äussern.» Die Journalisten sollten aber möglichst auch lernen, Ton oder Filmdokumente herzustellen.
«Wir sind zu nichts verpflichtet. `Sept` ist ein Medium, das die Freiheit sucht. Es wird von Journalisten gemacht, die bei grossen Redaktionen gekündigt haben und die Nase voll haben, am Gängelband gehalten zu werden.»
Er selbst hat lange Jahre als Fotojournalist publiziert, deshalb legt er grossen Wert auf die Fotografie. «Ich möchte `Sept` zur Plattform für Fotografen machen», sagte er. «Dass heute die Fotografen ihre Bilder gratis auf Instagram stellen, das finde ich schade.»
«In früheren Jahren erhielt ich bei `Paris Match`, `Stern` oder `Time` jeweils bis zu 15 000 Franken für eine Reportage, nur damit ich zuerst zu ihnen komme, egal ob sie am Ende die Bilder publizierten oder nicht. Das nannte sich Garantie.» Heute sehe man täglich in allen Medien die gleichen Bilder. «Wir müssen zurückkommen zu einer gewissen Exklusivität», meinte er.
Längerfristig soll auch das Publikum seine Inhalte zur Plattform beitragen. Über den «Sept»-Club können sich die Mitglieder gratis beteiligen und ähnlich wie in den Sozialen Netzwerken ihre Kommentare, Bilder und Filme hinterlassen. «Wenn wir jemand Talentiertes finden, dann könnte es auch sein, dass wir diese Person für die Redaktion verpflichten», sagt von Graffenried.