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Mittwoch
10.08.2011

Zum siebten Mal vergab der Internet-Fernsehsender art-tv.ch am Dienstag im Rahmen des Filmfestivals Locarno die «Schweizer Filmperlen». Die Wahl der Jury fiel in der Kategorie «Bester Spielfilm» auf «Sennentuntschi» von Michael Steiner, während «Unser Garten Eden» von Mano Khalil zum besten Dokumentarfilm gekürt wurde.

Die Wahl von «Sennentuntschi» war innerhalb der Jury, die vom Verband der Schweizer Filmkritikerinnen und Filmkritiker zusammengestellt worden war, nicht unumstritten. Doch schliesslich setzten sich jene Jurymitglieder durch, die erkannt hatten, «dass Steiner in einem Genre, das im Schweizer Film keine Tradition hatte, die Verbindung von Alt und Neu, von mittelalterlicher Saga und modernem Blockbusterkino gelingt». Insbesondere was Bildgestaltung und Kameraführung betreffe, setze Steiner mit seinem Werk neue Massstäbe, was auch vom Publikum honoriert worden sei. «In einer Zeit, da viele Deutschschweizer Spielfilme zu harmlos bleiben, präsentiert Steiner ein Werk, das niemanden kalt lässt», so die Jury.

Michael Steiner erklärte am Dienstagabend nach dem Erhalt des Preises in Locarno gegenüber dem Klein Report: «Ich freue mich wirklich, dass art.tv als Plattform für Kunst meinen Film zum Sieger gekürt hat. `Sennentuntschi` ist ja auch ein Kunstfilm», so Steiner im Gespräch mit dem Klein Report.

Freuen durfte sich auch Mano Khalil, dem die Trophäe für den besten Dokumentarfilm für «Unser Garten Eden» zugesprochen wurde. «In locker aneinandergereihten Episoden porträtiert Khalil Menschen, die sich in ihrem Mini-Freizeitparadies zwischen Tomatenbeeten, heimlichen Bierreservoirs und Fleischgrillfesten in multikultureller Koexistenz und Toleranz üben», lobte die Jury. Unvergesslich bleibe in Khalils Film der strenge Gartenpräsident Giuseppe Assante, der in Anzug und Krawatte die Parzellen abschreitet und akribisch auf Einhaltung der Schrebergartenvorschriften pocht.

Im Rahmen eines «Perlendiners», zu dem rund 50 Personen aus der Filmbranche geladen waren, vergab art-tv.ch zusätzlich zwei «Ehrenperlen» an Persönlichkeiten, «die sich in besonderem Masse für die Vermittlung der Schweizer Filmkultur einsetzen». Eine der Perlen ging an Francine Brücher für ihre langjährige Arbeit als Filmagentin. Brücher agierte als Weltvertriebsleiterin für grosse deutsche Regisseure wie Rainer Werner Fassbinder, Wim Wenders, Werner Schroeter und Alexander Kluge. In den letzten Jahren arbeitete Brücher für die Promotionsfirma Swiss Films, für die sie immer noch auf Mandatsbasis tätig ist. Regisseur Christian Frei, der von Brücher damals zur Oscar-Nomination für seinen Film «War Photographer» nach Hollywood begleitet wurde, sprach in seiner Laudatio von «der Seele des Schweizer Films» und ehrte Brücher als «weltweite Social-Networkerin des Schweizer Filmschaffens».

Eine zweite Ehrenperle erhielt André Chevailler. Der Romand hat 40 Jahre lang in der Cinémathèque suisse Lausanne gearbeitet und dort die weltweit einmalige Plakat- und Fotosammlung aufgebaut, von der immer wieder Journalisten und Festivals profitieren. Als er 1972 seine Arbeit aufnahm, hatte die Cinémathèque 300 Poster und 100 000 Filmstils, heute sind dank Chevailler 150 000 Poster und über drei Millionen Fotos in deren Besitz. Die Laudatio wurde von Freddy Buache, dem Gründer der Cinémathèque suisse und ehemaligen Direktor des Filmfestivals Locarno, gehalten.