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Dienstag
18.08.2020

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CEO Roman Hirsbrunner (l.) und Chief Creative Officer Dennis Lück...

CEO Roman Hirsbrunner (l.) und Chief Creative Officer Dennis Lück...

Nach der Bekanntgabe des Abgangs von Kreativ-Chef Dennis Lück ist es bei Jung von Matt/Limmat zu einem Stürmchen im medialen Wasserglas gekommen.

Der Klein Report hat sich mit CEO Roman Hirsbrunner über Lücks Nachfolge und dessen neue Agentur unterhalten. Und nachgefragt, wie die Auftragslage bei Jung von Matt/Limmat und allgemein im Werbeagenturen-Markt aussieht, in dem es einigen recht gut geht und andere ums nackte Überleben kämpfen.

Wie haben Sie die kleine mediale Aufregung in der Kommunikationsbranche erlebt, nachdem über einen deutschen Kanal, Dennis Lücks Kündigung und der Start seiner eigenen Agentur für 2021 erlebt?
Roman Hirsbrunner: «Mittendrin. Mein Fokus nach Bekanntwerden des Leaks lag auf der internen Information. Es tut mir leid, dass unsere Mitarbeitenden die News über eine Pushnachricht erfahren haben. Wir haben sofort das Gespräch mit ihnen und auch unseren Kunden gesucht und das Thema eingeordnet.»

Würden Sie im Nachhinein etwas anders machen?
Roman Hirsbrunner: «Nein. Man kann sich auf Pannen perfekt vorbereiten, aber man kann sie nicht immer verhindern.»

Was verändert sich bei Jung von Matt/Limmat nach der Bekanntgabe des Abgangs von Chief Creative Officer Dennis Lück?
Hirsbrunner: «Kurzfristig nichts, Dennis ist bis Ende Jahr Teil des Teams und arbeitet weiterhin an Projekten mit. Natürlich geniessen wir nun die Zeit, die wir noch gemeinsam haben, umso mehr.»

Nach viereinhalb Jahren mit dem Top-Kreativen in der Agentur verändert sich auch das Team-Setting. Was ist da bereits geplant oder in der Pipeline?
Hirsbrunner: «Unsere Agentur verändert sich fortlaufend. Zwischen der Agentur beim Eintritt von Dennis und der heutigen Agentur liegen Welten. Diese Entwicklung wird auch in Zukunft anhalten. Die Position von Dennis ist darin ein Element, aber lange nicht alles. Kreativität ist ein ausgesprochener Teamsport und gedeiht am besten in einer gemeinsamen Kreativ-Kultur. Kurz: Wir streben sicher nach Top-Kreativität, suchen aber nicht gleichbedeutend zwingend nur den einen Top-Kreativen.»

Dennis Lück ist Mitinhaber der Agentur. Wie geht der Wechsel vor sich - sein Ausstieg als Mitinhaber?
Hirsbrunner: «Das ist sehr einfach: die Konditionen des Austrittes waren schon beim Eintritt ausgehandelt.»

Dennis Lück wird mit dem Deutschen Raphael Brinkert eine neue Agentur gründen. Der Marketer Brinkert hat vor ein paar Jahren Jung von Matt/sports mitaufgebaut. Plant Jung von Matt/Limmat sich an der neuen Agentur zu beteiligen oder zusammenzuarbeiten?
Hirsbrunner: «Gute Idee, warum nicht? Nein, bisher ist nichts in diese Richtung angedacht. Ich schliesse das aber auch nicht aus. Schliesslich verbinden Dennis, Raphael und mich viele Gemeinsamkeiten aus der Zeit bei Jung von Matt.»

Wie sieht Auftragslage bei bei Jung von Matt/Limmat mit 140 Mitarbeitenden Mitte August aus?
Hirsbrunner: «Zufriedenstellend. Wir sind auf Plan und sehen dem Jahresende vorsichtig optimistisch entgegen. Allerdings lässt sich die Lage nicht viel langfristiger einschätzen. Wir konzentrieren uns entsprechend stark darauf, die Agentur so anpassungsfähig wie möglich zu halten.»

Der Werbeagenturen-Markt zeigt ein sehr fragmentiertes Bild in der Corona-Pandemie: Den einen geht es verhältnismässig gut, andere kämpfen ums Überleben. Wie ist Ihre Einschätzung?
Hirsbrunner: «Das ist offenbar wirklich so. Ich beobachte ebenfalls eine starke Konsolidierung des Marktes und habe dazu ein etwas zwiespältiges Gefühl: Einerseits freue ich mich über die erhöhte Anzahl Anfragen an uns als etablierte Agenturmarke, andererseits glaube ich nicht, dass unsere Bevorzugung ewig anhält. Wir tun deshalb viel dafür, uns auch neue Leistungs- und Differenzierungsmerkmale zu erarbeiten.»

Sie sind in mehreren Verwaltungsräten aktiv. Wie gehen die Firmen aus Ihrer unternehmerischen Sicht mit der Kurzarbeit um?
Roman Hirsbrunner: «Hier muss man genau hinschauen und jeden Fall für sich beurteilen. Ich sehe schon eine gewisse Gefahr, dass Unternehmen sich an die Kurzarbeitszeit-Entschädigung gewöhnen und so mittelfristig Strukturen schaffen, die nicht mehr dem Marktbedürfnis entsprechen.»