Seine Eitelkeit wurde Joaquin «El Chapo» Guzmán zum Verhängnis: Der Drogenbaron hoffte darauf, dass sein Leben verfilmt wird und traf sich dafür mit Schauspieler Sean Penn im Dschungel auf ein Interview. Auch deshalb konnte «El Chapo» von den mexikanischen Behörden geortet und am Freitag schlussendlich festgenommen werden. Weil er kein «richtiger» Journalist ist, könnte nun auch «Bad Boy» Penn seine eitle Selbstinszenierung zum Verhängnis werden.
Der 1,68 Meter grosse «El Chapo» Guzmán, was soviel heisst wie «Der Kleine» Guzmán, traf sich nämlich knapp drei Monate vor seiner Verhaftung mit dem 1,73 Meter grossen «Bad Boy» Penn in einem geheimen Versteck im Dschungel. Grund für das Treffen «auf Augenhöhe» war ein Interview, welches die mexikanische Schauspielerin Kate del Castillo für Penn eingefädelt hatte.
Guzmán hingegen hoffte darauf, dass ein Film über ihn gedreht wird. «Ich liefere mehr Heroin, Methamphetamin, Kokain und Marihuana als irgendjemand sonst in der Welt verkauft», zitierte ihn etwa Penn. Trotzdem liess es sich der Schauspieler nicht nehmen, mit dem Boss des Sinaloa-Kartells einen Tequila zu trinken und sich sieben Stunden lang mit ihm zu unterhalten.
Nachdem «El Chapo» am Freitag verhaftet werden konnte, steht nun auch Sean Penn im Visier der Behörden. Am Sonntag verlautete aus Ermittlerkreisen, dass Penn und del Castillo vernommen werden sollen. Und nach Angaben eines mexikanischen Regierungsvertreters sei noch unklar, ob die beiden Schauspieler mit ihrem Interview sogar gegen ein Gesetz verstossen hätten.
Ein Reporter könne zwar einen mutmasslichen Drogendealer interviewen. «Penn und del Castillo sind aber keine Journalisten», so der mexikanische Regierungsvertreter.
Neben den rechtlichen Fragezeichen steht Penn so oder so in der Kritik. Laut Marco Rubio, Präsidentschaftskandidat der Republikaner, habe Penn natürlich «das verfassungsmässige Recht, sich bei einem Verbrecher und Drogenhändler einzuschleimen. Ich finde das aber grotesk.» In Chicago wurde Joaquin Guzmán 2009 zum ersten Staatsfeind seit dem legendären Drogenbaron Al Capone erklärt.