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Dienstag
30.01.2018

Medien / Publizistik

SDA-Personal mit 124 zu 8 für Streik

SDA-Personal mit 124 zu 8 für Streik

Die Redaktion der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA) ist am Dienstagmorgen um 6.30 Uhr erneut in den Streik getreten. Um 6.15 Uhr haben an der Länggassstrasse 7 in Bern Streikposten vor dem Hauptgebäude der SDA Position bezogen. Der Streik ist unbefristet: Alle Redaktionen in der Schweiz mit allen Sprachregionen sind davon betroffen.

«Wir rechnen mit über 100 Angestellten, die heute Dienstag streiken», erklärte Sebastian Gänger, SDA-Journalist und ReKo-Mitglied, um 9 Uhr gegenüber dem Klein Report. Am Montag hat das SDA-Personal an einer Vollversammlung mit 124 zu 8 (bei 6 Enthaltungen) beschlossen, in einen unbefristeten Streik zu treten.

Damit zeige das Personal, «dass es nicht bereit ist, den überrissenen Abbau und die sture Haltung der Geschäftsleitung zu akzeptieren», wie die Gewerkschaft Syndicom am Dienstagmorgen mitteilte.

Kündigungen seien trotz eines dreistündigen Warnstreiks vergangene Woche und massivem Widerstand aus der Redaktion ausgesprochen worden. «Dieses Vorpreschen der Geschäftsleitung wird einzig mit den Kosten begründet», heisst es vonseiten der Gewerkschaft. 35 von 180 Stellen sollen gestrichen werden.

Die Aussagen von SDA-CEO Markus Schwab vom Wochenende in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» haben das Fass zum Überlaufen gebracht. «Die SDA ist nur ihren Aktionären etwas schuldig. Jede andere Anspruchshaltung verstehen wir nicht. Wir sind keine Nonprofit-Organisation, sondern eine Firma, die das Ziel hat, angemessene Gewinne zu machen.»

Gemäss SDA-Insidern hat die Redaktion eine Resolution verabschiedet. Weil das Verhältnis zur Geschäftsleitung als nicht reparabel gilt, will die Redaktionskommission künftig nur noch mit dem Verwaltungsrat verhandeln.

Sebastian Gänger sagte, dass es den ganzen Tag keinen Kontakt zwischen Redaktionskommission und Geschäftsleitung gab. Allerdings habe sich auch der Verwaltungsrat noch nicht gemeldet, so Gänger um 17.30 Uhr zum Klein Report. «Es hat sich nichts geändert.» Dies obwohl in mehreren Medien zu lesen war, dass der Verwaltungsrat eine Krisensitzung einberufen wolle.

Deshalb habe die Redaktion beschlossen, dass der Streik auch am Mittwoch unbefristet fortgeführt wird. Das Personal sei entschlossen, den Streik erst dann zu beenden, wenn konkrete Verhandlungsergebnisse auf dem Tisch liegen.

Im Verwaltungsrat der Schweizerischen Depeschenagentur AG sitzen: Neben dem VR-Präsidenten Hans Heinrich Coninx (Tamedia) Vizepräsident Hanspeter Lebrument, Somedia, Walter Bachmann, Generalsekretär der SRG, Hanspeter Kellermüller für die NZZ, Ueli Eckstein für die Tamedia, Matthias Hagemann, Radio Basilisk, Giacomo Salvioni, «La Regione» und «20 minuti», Serge Reymond für Tamedia, und Markus Schwab, Vorsitzender der SDA-Geschäftsleitung. Den Austritt aus dem SDA-Verwaltungsrat hat Sandra Jean, «Nouvelliste», am 24. Januar 2018 bekanntgegeben.