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Mittwoch
31.01.2018

Medien / Publizistik

Forderung bleibt: «Stellenabbau reduzieren»

Forderung bleibt: «Stellenabbau reduzieren»

Das Pulverfass bei der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA) ist zum Bersten voll: Da das Vertrauen in SDA-Direktor Markus Schwab «zerstört» sei, will die seit Dienstagmorgen streikende Redaktion neu mit dem Verwaltungsrat über ihre Forderungen verhandeln.

Das Vertrauen in die SDA-Direktion, «konstruktive Lösungen auszuarbeiten, die die Interessen aller Stakeholder berücksichtigt» – also Angestellten, Öffentlichkeit und Eigentümer – sei «nicht mehr vorhanden», steht in einem Beschlussprotokoll der SDA-Personalversammlung, das dem Klein Report vorliegt.

Besonders empört die Mitarbeitenden, dass sich die SDA-Spitze weiterhin weigere, «über den Grossteil der Kernforderungen der Redaktion auch nur zu sprechen». Auf taube Ohren stosse auch die Forderung, die Entlassungen zu sistieren, «bis ein realistischer Plan vorliegt, welche Dienstleistung die SDA in Zukunft anbieten kann». Stattdessen habe die Unternehmensleitung bereits während des Warnstreiks begonnen, Kündigungen auszusprechen.

Aus Sicht des Personals will die SDA-Direktion mehr Personal abbauen, als nötig wäre, um den prognostizierten Verlust von 3,1 Millionen Franken aufzufangen. «Über eine Reduktion des Abbauziels will sie nicht verhandeln.» Sie verweigere der Redaktionskommission auch den Zugang zu Informationen, die für die Entwicklung von «Alternativen» nötig wären, heisst es in der am Montag beschlossenen Resolution weiter.

Zudem kreiden die SDA-Journalisten der Leitung ihre mangelnde Bereitschaft an, zusammen mit der Redaktionskommission «einen Plan zu Umfang und Qualität der künftigen Dienstleistung» auszuarbeiten. Der künftige Personalbedarf soll aus ihrer Sicht für das fusionierte Unternehmen SDA/Keystone «gemeinsam nach Vorliegen der Zukunftsstrategie» festgelegt werden.

Speziell das Interview mit Markus Schwab in der «NZZ am Sonntag» ist den Redaktoren sauer aufgestossen. Vor allem, dass der SDA-Direktor sich «einzig den Aktionären verpflichtet» fühle, geriet der Redaktion in den falschen Hals: «Dass die SDA gemäss ihrem Leitbild einen Service public-Auftrag verfolgt, ist ihm nicht bewusst», feuert sie in dem Resolutionstext zurück. Mit der Verneinung des Service-public-Auftrags der SDA gefährde der CEO Beiträge des Bundes an die Depeschenagentur.

Vorsichtig anerkennende Worte fand die SDA-Redaktionsversammlung für die Bereitschaft der SDA-Spitze, den Sozialplan aufzubessern. «Für die Angestellten über 60 oder 61 bringt die Entlassung vier Jahre vor dem ordentlichen Rentenalter aber trotz der angebotenen Verbesserungen massive Einkommenseinbussen», was nicht akzeptabel sei. Die Übergangsrenten müssten «deutlich verbessert» werden. 

Dass die SDA-Führung zumindest provisorisch darauf verzichten will, die italienische Redaktion der französischsprachigen zu unterstellen, wertete die Redaktionsversammlung als ein dezentes Zeichen von Kompromissbereitschaft.

Insgesamt bleiben die Fronten aber pickelhart. Die Redaktoren beharren in ihrer Resolution auf «ernsthaften Verhandlungen über die Forderungen der Redaktionsversammlung». Dabei «muss» die SDA-Direktion «Bereitschaft signalisieren, den angekündigten Stellenabbau deutlich zu reduzieren». «Da das Vertrauen in den SDA-Chef zerstört ist, müssen die Verhandlungen mit dem Verwaltungsrat stattfinden.»