Das Highlight des Screenforce Day war Bob Hoffman, amerikanischer Ex-Werber, erfolgreicher Blogger und Autor. Er brachte in 45 Minuten den Tag auf den Punkt: Marketing- und Werbe-Spezialisten sind zurzeit derart verwirrt, dass sie den Blick für die Realität und den Kontakt zu den Konsumenten komplett verloren haben.
Sandro Prezzi von Prezzi Media Consulting (PMC) hat sich dazu für den Klein Report ein paar Gedanken aus Sicht des Mediaeinkäufers gemacht.
Konsumenten sind nach Bob Hoffmans Ansicht, verhältnismässig normale Personen mit unkomplizierten Bedürfnissen und einfach nachvollziehbarem Verhalten. Daraus hat die Marketing- und Werbeindustrie aber eine komplexe undurchschaubare Wissenschaft kreiert, die versucht Marken zu Lovebrands und Konsumenten zu Markenbotschaftern zu verwandeln und mit ihnen in Marken-Communities zu kommunizieren.
Dazu werden sinn- und hemmungslos immer grössere Teile der Budgets in unwirksame Online- und Social-Media-Kanäle geleitet, obwohl 88 Prozent der Marketingmanager keinen positiven Einfluss auf ihr Geschäft feststellen können. An der Jugend der Social Media kann es kaum liegen - gibt`s die Grossen der Branche doch schon über zehn Jahre. Dafür werden die Werbeausgaben für die erwiesenermassen wirksamen Medien, wie zum Beispiel TV-Werbung, immer mehr hinterfragt, obwohl diese auch bei den jungen Zielgruppen eine wichtige Rolle spielen.
In der Folge wurden die Thesen von Bob Hoffman mit diversen wissenschaftlichen Studien aus Deutschland und Österreich belegt. Hier hätte auch weniger gereicht, um zu überzeugen. Schweizer Studien haben hingegen komplett gefehlt. Schade.
Das Programm endete sodann auch mit über einer Stunde Verspätung um 18.30 Uhr. Ob dies an der «eingeschobenen» Rede des Generalsekretärs des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek), Toni Eder, lag - darüber kann nur spekuliert werden. Eder zeigte auf, warum es denn in der modernen digitalen und globalisierten Welt überhaupt noch einen Schweizer Medien-Regulator braucht.
Seine Aussagen zu den jüngsten Stellungnahmen des Uvek bezüglich der umstrittenen Vermarktungsallianz Admeira lassen aber eher darauf schliessen, dass diese Gelegenheiten eher als unnötige Belästigung empfunden wurden. Leider blieb Generalsekretär Eder die Antwort auf die Frage, wie aus seiner Sicht ein quotenunabhängiger öffentlich-rechtlicher Sender wie das Schweizer Fernsehen vor der quotengetriebenen Gewinnorientierung der halbprivaten Admeira geschützt werden soll, mangels Fragemöglichkeit des Publikums schuldig.
Fazit: TV ist trotz Digitalisierung und Timeshift ein reichweitenstarkes Hauptmedium, welches je nach Lebensphase der Zielgruppen zwar mehr oder weniger genutzt wird, aber auch dann noch wichtig sein wird, wenn die Digital Natives schon alt und grau sein werden.