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Sonntag
14.05.2017

TV / Radio

Wolfram-Kons-Screenforce2017-Klein-Report

Branchentreffen am Screenforce Day: Die Schweizer TV-Branche hat sich am Donnerstagnachmittag in der Samsung Hall in Dübendorf getroffen. Vermarkter, Marktforscher, Agenturen und Kunden wurden vom Markenpapst Franz-Rudolf Esch daran erinnert, dass nur der, wer seine Marke liebt und auch lebt, Erfolg haben wird.

«Nachdem auch in den Chefetagen der Unternehmen die Digitalbesoffenheit vorbei ist, können wir uns wieder den wirklich wichtigen Themen zuwenden: Wie können wir uns ins Leben unserer Kunden integrieren», sagte Esch. Dass dabei TV eine tragende Rolle zukommt und Digital wie Social auch nicht ganz ignoriert werden dürfe, liegt für ihn auf der Hand. «Aber denken Sie gerade bezüglich Social bitte daran, Word of Mouth (WOM) ist keine Erfindung der Digitalmedien. WOM ist zwar bei 20 bis 50% der Kaufakte in irgendeiner Form beteiligt, aber nur 10% des Word of Mouth finden Online statt.»

Die «Screen Effect»-Screenforce-Studie wurde von Roland Kopf, Director Research von Admeira, und von Roman di Francesco von whoch2, einem Spin-off der Universität Bern, vorgestellt. Die Studie hat die wenig überraschende Erkenntnis geliefert, dass die grossen TV-Bildschirme höhere Aufmerksamkeit erhalten als die kleinen Screens der Smartphones.

Die elektrodermale Messung der Körperreaktionen und Emotionen der Probanden hat dann doch noch für eine Überraschung gesorgt: Nur bei der TV-Werbung erinnert sich der Körper auch noch zwei Tage später daran, selbst wenn man es selber nicht mehr weiss.

Der Einstieg der Mediapulse-Geschäftsleiterin Tanja Hackenbruch und des Forschungsleiter Mirko Marr darf man als skuril und slapstickartig bezeichnen. Der Streit, wer denn nun wann «am Drücker» ist, führte zu ungewollter Belustigung des Publikums. Die Probleme der TV-Forschung dagegen sind alles andere als witzig. Granulation und Abdeckung heissen die beiden grossen Probleme. Das Mediapulse-Panel ist zu klein um die Messgenauigkeit (steigende Anzahl Sender verteilt die Zuschauer breiter) zu verbessern. Eine Vergrösserung des Panels ist für die Betreiber zu teuer.

Der Vorschlag: ein hybrides Modell der Panel- und Nutzungsdaten aus verschiedenen Quellen. Das bedeutet dann aber auch: Die Bruttoreichweite wird gemessen (Kabelnetzbetreiber, IPTV, etc.), die Nettoreichweite hochgerechnet. Ob sich alle Betroffenen damit abfinden können, wird die Diskussion in den nächsten Tagen und Wochen zeigen. Eines ist klar, so wie sie ist, kann die TV-Forschung in der Schweiz nicht bleiben.

Zum Abschluss haben sich Screenforce-Geschäftsführer Martin Krapf und Webrepublic-Gründer und ehemaliger Google-Mitarbeiter Tom Hanan ein Wortgefecht geliefert, ob Werbung auf TV oder Youtube nun besser sei. Auf die wichtigste Frage, warum sich denn Google und Facebook weigern, ihre Nutzungszahlen offenzulegen, hatte auch Hanan keine vernünftige Antwort, sondern das Gespräch auf seine Erfahrungen mit dem Medienkonsum seiner beiden Neffen gelenkt. Auch das Thema Brand Safety ging irgendwie verloren.

Die Location Samsung Hall gefiel nicht allen Teilnehmern. Der Raum war zu warm, die Bestuhlung für eine derartige Veranstaltung schlecht gewählt (die Stuhlreihen waren nicht versetzt, sodass der Vordermann einem die Sicht nahm) und der Raum zu niedrig. Dafür wurde das Catering gelobt.

Insgesamt eine Veranstaltung wie im Nachmittagsfernsehen: mit News-, Doku- und Soap-Elementen.