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Freitag
24.09.2010

Die diesjährige Neuheitenpräsentation der einzelnen TV-Sender, Screen-up genannt, dauerte am Donnerstag wiederum lang - von 14 Uhr bis weit nach 20 Uhr. Im Zürcher Kaufleutensaal drängten sich um die 400 Gäste - TV-Leute, Filmproduzenten, Werber, Werbeauftraggeber und Werbevermarkter, um die Highlights der kommenden Fernsehsaison zu begutachten.

Zum Auftakt kündigten die Veranstalter Bundesrat Moritz Leuenberger an; das war aber nur ein Witz. Florian Unterweger, der begnadete Mörgeli- und Leuenberger-Imitator, kam zum Zug und sorgte für viele Lacher. Dann folgte der Auftritt der Senderchefs wie SF-Fernsehdirektor Ueli Haldimann, Dominik Kaiser von 3+, Andreas Bartl von ProSieben/Sat.1 und Anke Schäferkordt von der Mediengruppe RTL. Sie wurden von Moderator Hannes Hug und Gion Stecher, Chefredaktor «Tele», über die zukünftigen Programme ihrer Sender befragt.

Bartl sprach von gesteigerter TV-Nutzung durch die Zuschauer. TV und Internet ergänzen sich seiner Meinung nach bestens. Für neue Formate brauche es aber «einen langen Atem», meinte der TV-Manager. Der scheidende TV-Direktor von SF, Ueli Haldimann, formulierte die TV-Szene als dreidimensionale Kommunikationswelt: Informationen, Emotionen und Eskapismus (gemeint ist unter anderem die Unterhaltung). Es handle sich beim Fernsehen jedoch nicht um eine lineare Kommunikation. TV sei aber immer die wichtigste Freizeitbetätigung.

Dominik Kaiser von 3+ gab sich offenherzig: Auf die Frage, was richtige Sendungen seien, meinte er, er habe keine Ahnung. Die Formate wie «Bauer ledig, sucht ...» oder «Restauranttester» erlebten jedoch eine steigende Beliebtheit und die Einschaltquoten rechneten sich immer mehr, verkündete Kaiser. Auf die Konkurrenz von Internet angesprochen, sagte er, aus Amerika sei ihm bekannt, dass einige Versuche, Geschichten in Bildern in vier, fünf Minuten zu produzieren, nicht funktioniert haben. Das Publikum sei eben auf halbstündigen Takt oder 50 Minuten «programmiert».

Dann liess das Schweizer Fernsehen alle seine bekannten Moderatoren wie Sven Epiney, Nik Hartmann und die Komödianten Viktor Giacobbo und Mike Müller auf die Bühne, um ihre Novitäten den Vermarktern und Werbern anzupreisen. In Trailershows profilierten sich auch die privaten deutschen Sender wie RTL und ProSieben/Sat.1. Der etwas ins Hintertreffen geratene Sender Sat 1 liess Comedy-Star Oliver Pocher ans Mikrofon und auf die Bühne. Der fiel gekonnt und brilliant über die Schweizer TV-Szene her und mokierte sich komödiantenhaft über das einfältige Programm eines Senders an diesem Abend.

Die vom Klein Report befragten Chefvermarkter wie Klaus Kappeler, CEO der Goldbach Media Gruppe, oder Martin Schneider, Direktor Publisuisse, und auch Andrea Haemmerli, Geschäftsführerin Belcom AG, äusserten sich sehr zufrieden über die wirtschaftliche Entwicklung in der Vermarktung ihrer TV-Sender. In diesem Jahr seien die Umsätze steigend, einige gar bei zweistelligen Zuwachsprozenten, und für nächstes Jahr sehe es ebenfalls «blühend» aus. Andere Werbevermarkter wie im Printbereich können da nicht mitjubeln; da wird seit Längerem das Klagelied angestimmt.