Die SRG muss jährlich über 50 Millionen Franken sparen. Jetzt droht sie mit der Einstellung ganzer Sender. Schweizer Verleger haben eine andere Idee: Statt einzelner Sender wollen sie das zweite Tessiner TV-Programm ersatzlos streichen. Oder sie müssen zusätzliche Einnahmen generieren. Zum Beispiel mit Onlinewerbung. Allerdings ist dies bislang verboten. Was aber nicht ist, kann noch werden. Und genau dies befürchten die Verleger. Denn sie versuchen über ihre Onlineportale das marode Geschäft mit Zeitungsinseraten zu kompensieren.
Zusätzlich ärgert die Verleger die Drohung der SRG, wegen Spardruck ganze Programme zu streichen. Der Verleger der Mittelland Zeitung Peter Wanner macht jetzt gegenüber Newsnetz.ch einen anderen Vorschlag. «Das gesamte zweite Tessiner TV-Programm könnte man ersatzlos streichen, denn das braucht es nicht. Das Tessin ist zu klein für zwei Programme».
Medienpolitiker und SP-Nationalrat Hans-Jürg Fehr schlägt in die gleiche Kerbe. «Ich meine, dass im Tessin eine Überversorgung existiert. Insbesondere im Vergleich mit der rätoromanischen Schweiz, sagt er gegenüber Newsnetz.ch. Bevor man dort Einschnitte mache, wo der Grossteil der Einnahmen herkommt, nämlich im deutschsprachigen Programm, sei zu prüfen, «ob nicht im Tessin ein Radio- und/oder Fernsehprogramm gestrichen werden könnte».
Laut Geschäftsbericht 2008 haben die beiden Tessiner Fernsehprogramme zusammen 170 Millionen gekostet. Zweitprogramme machen in der Regel 30 Prozent der Kosten aus. Abzüglich der Werbeeinnahmen wären rund 40 Millionen einzusparen.
Hanspeter Lebrument, Verleger der «Südostschweiz» und Präsident des Verbandes Schweizer Presse, ortet bei den Lohnkosten Potenzial: «Die SRG ist im Medienbereich dank Gebühren von über einer Milliarde der grosszügigste Arbeitgeber», sagt er. Man könne aber auch Programme streichen. «Die Reduktion von Fernseh- oder Radiosendern kann ohne Qualitätsverlust vollzogen werden. Immerhin hat die SRG acht Fernsehstationen und 18 Radiosender», sagt Lebrument.
Als störend bezeichnet er die Reisen von SF-Moderatorinnen und -moderatoren, die zwar für die SRG nicht ergebnisrelevant, aber symbolisch seien: «Mumbai-Erfahrungen, Töff-Fahrten in Amerika und Rumtuckern in den fernsten Winkeln des Mekong deuten kaum darauf hin, dass ein Unternehmen mit finanziellen Schwierigkeiten kämpft. Es macht eher den Eindruck, dass aus dem Vollen geschöpft wird».
Martin Wagner, Verleger der «Basler Zeitung», geht die SRG-Spar-Thematik humorvoll an und rät zur Kooperation: «Möglich wäre etwa die Abgabe von Unternehmensaufgaben und -strukturen an die privaten Medienunternehmen.»
Dienstag
04.05.2010



