Dieses Wochenende wird in Klagenfurt zum 34. Mal der Ingeborg-Bachmann-Preis vergeben. Am Donnerstag, dem ersten von drei Lesetagen, standen mit Daniel Mezger und Dorothee Elmiger gleich zwei Literaturschaffende aus der Schweiz auf der Bühne. Die beiden einzigen Teilnehmenden aus der Schweiz hielten sich dabei besser als ihre Konkurrenz aus Deutschland.
Bei dem Romanauszug «Bleib am Leben» des Zürchers Daniel Mezger war der Titel auch «Programm». Die Jury wurde sich beim Appell eines Mannes, der seine Frau verlässt und sie dann anfleht, sich nicht umzubringen, «am Leben zu bleiben», nicht einig. Daniel Mezgers mündlicher Vortrag - der Autor ist auch Schauspieler - wurde von der Jury mehrheitlich gelobt. Das Basler Jurymitglied Alain Claude Sulzer fühlte sich durch den Vortrag in eine «depressive Stimmung» versetzt. Dass der Text als Monolog angelegt sei, gerate ihm zum Vorteil, weil er sich mit einer Stimme auf die wesentlichen Dinge konzentrieren könne. «Sehr interessant und schön», analysierte Sulzer. Aber Sulzer kritisierte auch: «Das ist zu redundant, nach drei Seiten weiss ich, worum es geht. Stilistisch ist nichts auszusetzen, aber für mich könnte der Text ruhig kürzer sein».
Die in Berlin lebende Schweizerin Dorothee Elmiger war die letzte Autorin des ersten Lesetages. Sie las den Text «Einladung an die Waghalsigen». «Eine originelle und für eine so junge Autorin unglaublich clever gemachte Prosa», urteilte Jury-Mitglied Meike Fessmann. Das geschaffene Spielfeld - eine Zeit nach der Apokalypse mit zwei Schwestern, die sich gegenseitig ihre Fantasien erzählen - lasse der Autorin die unglaubliche Freiheit mit allem zu spielen, worauf sie Lust hat. Die Sprache sei eine Art Polizistentochter-Prosa, die etwas protokollarisch-ungeschicktes habe, dem Text aber gleichzeitig eine aufmüpfige Frechheit gebe.
An den drei ersten Bewerbern des Tages, den Deutschen Sabrina Janesch, Volker H. Altwasser und Christoph Kloeble, hatte die Jury weniger Freude. Alle drei würden die Ansprüche, die sie sich setzen, nicht erfüllen, urteilten die Jurymitglieder.
Nebst Daniel Mezger und Dorothee Elmiger lesen insgesamt neun Literaturschaffende aus Deutschland und drei aus Österreich in Klagenfurt. Zu gewinnen gibt es neben dem mit 25 000 Euro dotierten Hauptpreis den Kelag-Preis (10 000 Euro), den 3sat-Preis (7 500 Euro), den Ernst-Willner-Preis (7 000 Euro) und den Publikumspreis (7 000 Euro). 3sat überträgt bis am Samstag sämtliche Lesungen live. Auf diesem Sender kann man am Sonntag, 27. Juni, ab 11.10 Uhr auch die Preisverleihung live mitverfolgen.
Donnerstag
24.06.2010



