Ein gutes Jahr nach einem gewagten Start in einer ohnehin überfrachteten Branche, den Ärztezeitschriften, hat es die wagemutige Medizinverlegerin Eleonore Droux geschafft: Ihr Verlag ist in der Gewinnzone und nächsten Monat erscheint nebst dem Hauptheft «der informierte arzt» mit «info@gériatrie» bereits das fünfte Spezialitätenheft.
Das hat es in der Schweizer Medienlandschaft nicht mehr gegeben, seit der legendäre Verleger Max Frey vor 30 Jahren sein Wochenblatt «ZüriLeu», die erste Gratiszeitung der Schweiz, an Tamedia verkauft und tags darauf mit demselben Redaktionsteam und gleichem inhaltlichem Konzept unter dem Namen «ZüriWoche» weitergeführt hatte! Eleonore Droux hat es mit ihrem Ärzteverlag medinfo in etwa gleich gemacht; das Nachsehen hat Hanspeter Lebrument, dessen «Hausarztpraxis» zwar weiterhin erscheint, doch deutlich verdünnt und in immer grösseren zeitlichen Abständen.
Die Autoren des Ärzteverlags sind keine gelernten Journalisten, sondern Fachärzte und renommierte Spezialisten. Sie schreiben fürs eigene Renommee und zur Fortbildung der Kollegen. Von Droux` 42-köpfigem Herausgeber-Board, manche von ihnen sind landesweit bekannte Stars, kommen die meisten von der «Hausarztpraxis», welche Droux während elf Jahren (damals noch für Springer Business Media Schweiz) aufgebaut hatte. Nach dessen Verkauf haben sie mit ihr zusammen den Ärzteverlag medinfo gestartet.
«Jede Profession ist in unserem medizinischen Board vertreten, vom Gynäkologen und Psychiater bis zum Onkologen und Tropenmediziner», erklärte Eleonore Droux dem Klein Report, «wir haben sogar einen Zahnmediziner.» Landesweit bekannt aus «Tagesschau» und «10vor10» sind etwa der Krebsspezialist Prof. Thomas Cerny, die Gynäkologen Dr. Stephanie von Orelli, Prof. Irène Hösli und Prof. Bruno Imthurn. Für das Herz-Kreislauf-Heft «info@herz+gefäss» steht der Kardiologe Prof. Franz Eberli. Das Spezialitätenheft «info@onkologie» ist gar auf Anregung von Prof. Thomas Cerny hin zusammen mit Prof. Richard Herrmann entstanden. Alle medinfo-Titel bieten eine wertvolle Plattform für die Autoren, denn wie überall auf der Welt möchten auch Schweizer Ärzte publizieren.
Was die Zeitschrift «der informierte arzt» von einem guten Dutzend anderer Medizinzeitschriften unterscheidet, welche sich auf den Pulten der Schweizer Ärzte stapeln, ist erstens das Herausgeberprinzip und zweitens die journalistisch gekonnte Aufbereitung und Präsentation der eingereichten Texte (manche der Konkurrenzhefte kommen daher wie in den 50er-Jahren!). Droux: «Unsere Berichte werden nicht von Journalisten verfasst, sondern von den Besten der Ärztezunft, und deshalb sind sie dann auch echte Weiterbildungsunterlagen. Wir auf der Redaktion besorgen dann die entsprechende Gestaltung.»
Doch auch im Verlag sitzen Vollprofis: Droux` Partner und wissenschaftlicher Leiter ist Prof. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen, vormals Direktor der Institute für Klinische Chemie und Hämatologie und Klinische Mikrobiologie und Immunologie am Kantonsspital St. Gallen und international bekannter Lipidspezialist, für den auch mit mehr als 70 noch lange nicht Schluss ist. «Publizistisch tätig zu sein, ist eine wunderbare Möglichkeit, auch nach der Pensionierung weiterzufahren», verriet er dem Klein Report, «bei unserer Redaktionsarbeit wird der Lustfaktor grossgeschrieben.» Dem kann auch Chefredaktor Thomas H. Becker zustimmen, ein erfahrener Medizinjournalist, der von Springer Medizin zum jungen Schweizer Ärzteverlag medinfo gestossen ist und den Wechsel «keinen Augenblick bereut hat», wie er dem Klein Report erklärte.
Eine 8000er-Auflage druckt medinfo vom Hauptheft «der informierte arzt», das monatlich erscheint und Wemf-geprüft sowie mit Q-Siegel ausgezeichnet ist. Zusätzlich gibt es alle zwei Monate ein Spezialitätenheft zu den Themen Herz-Kreislauf, Onkologie und Gynäkologie sowie - neu - «info@gériatrie» für die Romandie mit den Herausgebern Prof. Christoph Büla, Prof. Gabriel Gold und Dr. Jérome Morisod. Letzteres Heft in Französisch, nachdem die Südostschweizer Medien im Dezember beschlossen hatten, ihre «Revue CME / Gériatrie Pratique» per sofort einzustellen.
Vorläufiger Höhepunkt also in einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Droux und Lebrument, wobei die Jungverlegerin ganz klar die Nase vorn hat: «Das Risiko hat sich gelohnt», erzählte Eleonore Droux, die nach Lebruments Coup seinerzeit zunächst schwer getroffen war, doch «nach weniger als einem Jahr sind wir mit unserem eigenen Verlag bereits break-even». Trotzdem ist ihr klar, dass nicht eitel Sonnenschein ist: «Die Pharmaindustrie hat im Zuge des Aufkommens von Generika und diverser Fusionen die Werbebudgets schwer heruntergefahren, und auch wenn die Marktbereinigung schon im Gange ist, so ist sie doch noch lange nicht zu Ende», sagte sie.