Der Preis der Stiftung Radio Basel für das Feature von Martina Keller über den deutschen Chirurgen Christoph Broelsch hat im Nachbarland für Ärger gesorgt. Im Beitrag geht es um den prominenten Mediziner Broelsch, dem Pionier der Lebertransplantation, Träger des Grossen Verdienstkreuzes und Leibarzt des verstorbenen Bundespräsidenten Rau, dem unter anderem Bestechlichkeit und Nötigung vorgeworfen werden. In einem offenen Brief an den Vorstand und die Jury der Stiftung Radio Basel kritisierten Ulrich Coppel, Heike Autering und zahlreiche weitere Personen - darunter auch Ärzte -, dass viele Patientinnen und Angehörige Broelsch vollkommen anders erlebt hätten, als der Beitrag ihn schildere.
«Die Sendung versucht zwar, biografische Episoden und wissenschaftliche Leistungen zu dokumentieren, schwerpunktmässig aber wird ein seit mehreren Jahren anhängiges Strafverfahren gegen den deutschen Chirurgen Professor Dr. med. Dr. hc. mult. Christoph Broelsch in den Vordergrund gerückt und, was für uns unverständlich ist, sogar bewertet.» Sie kritisierten ausserdem, dass das Urteil gegen Broelsch noch nicht rechtskräftig sei, da sowohl die Anklage als auch die Verteidigung Revision bei dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe eingelegt hätten.
Die Verfasser geben sich «sehr aufmerksam und besorgt» und hoffen, dass die Jury die «skandalöse» Bewertung vor der Preisverleihung noch einmal überdenkt. Ausserdem haben die Verfasser angekündigt, dass sie juristisch prüfen lassen werden, ob die Pressemitteilung strafrechtlich relevant ist. Laut «NZZ am Sonntag» hat sich Stiftungspräsident Martin Plattner in einem Brief an Broelsch-Patienten nun «in aller Form für die verwendete Formulierung» entschuldigt. Auch wurde die Formulierung «fieser Erpresser» aus der Medienmitteilung der Stiftung Radio Basel entfernt. Jetzt heisst es: «Differenziert zeigt das Feature verschiedene Gesichter eines brillanten Mediziners, der zugleich Lebensretter und Straftäter sein kann.»




