Die Zahl der Beschwerden beim Schweizer Presserat bleibt anhaltend hoch. Die Finanzierung des Gremiums bleibt wacklig. Bis Ende Jahr sollen Reformideen auf dem Tisch liegen.
Die «explosionsartige» Zunahme der Beschwerden im Jahr 2017 wurde 2018 mit 115 Beanstandungen bestätigt, wie in dem am Freitag publizierten Jahresbericht steht. Vor 2017 waren nur in einem Jahr mehr als hundert Beschwerden gezählt worden.
62 Stellungnahmen publizierte das Gremium, auf 21 Beschwerden trat es nicht ein, 19 Beschwerden wurden nicht weiterverfolgt, weil sie zum Beispiel zurückgezogen oder zusammengelegt wurden. 28 der vom Presserat behandelten Beschwerden wurden abgewiesen. 20 wurden gutgeheissen, davon 14 teilweise.
Die Fehlerkultur in den Schweizer Medien sei mangelhaft, kritisiert der Pressrat. «Dass ausgerechnet diejenigen, deren Aufgabe es ist, die Wahrheit zu suchen und zu vermitteln, Schwierigkeiten haben, eigene Fehler einzugestehen, trägt nicht zu ihrer Glaubwürdigkeit bei.»
In dem Bericht ist auch von einer «Reformdebatte» die Rede, die das Presserat-Präsidium angestossen hat. Bis Ende Jahr will der Stiftungsrat Reformpläne ausarbeiten und verabschieden. Dies vor dem Hintergrund der Medienkonzentration und der «fragilen Finanzierung» des Presserates.
Geklärt werden soll unter anderem, wie das Gremium «auch proaktiv Stellung nehmen kann zu berufs- und medienethischen Fragen, ohne präjudizierend zu wirken».
Zudem soll geprüft werden, welche Rolle der Presserat bei der «Unterscheidbarkeit von publizistischen von nicht- respektive para-journalistischen Inhalten» spielen könnte und welche Funktionen der Presserat «gegen Verrechnung» für einzelne Medienhäuser übernehmen könnte, die sich heute teilweise aufwändige Qualitätssicherungsstrukturen, Ombudsstellen und Rechtsabteilungen leisteten.
«Und es müssen - dringend - Lösungen gesucht und gefunden werden, die Finanzierung des Presserates nachhaltig zu stabilisieren.»