Die Social-Media-Affinität ist erst bei einer Minderheit der Journalistinnen und Journalisten in der Schweiz ausgeprägt. Bei der Veröffentlichung von eigenen Inhalten sind sie eher zurückhaltend. Zu diesem Schluss kommt eine qualitative Studie des IAM Instituts für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW in Zusammenarbeit mit Bernet PR, für die 18 Medienschaffende befragt wurden.
Der Kanal Twitter wurde von den Journalisten als schnellste Newsquelle genannt. Gleichzeitig beurteilten sie die Verlässlichkeit der Aussagen in den sozialen Medien eher kritisch.
Die Recherchearbeit hat sich gemäss den meisten Befragten nicht grundsätzlich verändert, Social Media beeinflussen sie aber als Zusatzkanal von Ideenfindung bis Quellenverifizierung. Die Kanäle bringen laut den befragten Journalisten schnelleren Zugang zu Experten oder Betroffenen.
Die Hälfte der Befragten gab an, dass aus dem Dialog mit dem Publikum schon Folgegeschichten entstanden seien. Gleichzeitig äusserten sie aber Bedenken, dass die Hürde für Provokateure und unsachliche Kritiker im Social-Media-Dialog tiefer sei als im persönlichen Gespräch oder via Leserbrief.
Einen Mehrwert in der Kommunikation mit den Leserinnen und Lesern sehen die Befragten aber darin, ihr Publikum und seine Interessen besser kennenzulernen, schnell auf Fehler hingewiesen zu werden und die Nutzer in die Themenfindung einzubeziehen.
Die Befragten erhalten von ihren Redaktionen relativ wenig Vorschriften bezüglich Social Media: Social-Media-Guidelines sind nur in wenigen Redaktionen vorhanden, und wenn, scheinen sie kaum Einfluss auf die Tätigkeit der Journalisten auszuüben.
Die Haltung zur Kennzeichnung persönlicher Meinung geht bei den Befragten stark auseinander, von klarer Abgrenzung hin bis zu vollständiger Öffnung, da sich in den Augen der betreffenden Medienschaffenden die Trennung von redaktioneller und persönlicher Meinung eh nicht halten liesse.