Die Filmproduktion des deutschsprachigen Schweizer Fernsehens (SF) hat einen gewichtigen Abgang zu verzeichnen: Susann Wach Ròzsa hat Leutschenbach nach 15 Jahren den Rücken gekehrt und arbeitet jetzt als freie Produzentin. Es sei ihr Ziel gewesen, «Unterhaltung auf hohem Niveau zu bieten», sagte sie gegenüber dem Klein Report, was aber immer schwieriger geworden sei, namentlich auch nach der Pensionierung von Redaktionsleiter Martin Schmassmann im Jahre 2004, mit dem sie verschiedene «Tatort»-Filme produziert hatte.
Der Abschied sei ein schleichender Prozess gewesen: «Das Verhältnis zwischen mir und dem Fernsehen bröckelte. Ich glaube, die sind froh, dass ich gegangen bin. Ich habe zunehmend realisiert, dass meine Erfahrung beim Schweizer Fernsehen nicht mehr zählte. Man hat mir gar in einem Mitarbeitergespräch vorgeworfen, ich sei überengagiert. Meine Haltung und mein Qualitätsanspruch waren nicht mehr erwünscht», stellte sie etwas resigniert fest und fügte gegenüber dem Klein Report trotzig hinzu: «Ich mache Filme mit Herz und Seele, jetzt erst recht als freie Produzentin. Der schmerzhafte Prozess ist abgeschlossen, und ich fühle mich von den Fernsehstrukturen befreit.»
Ihre Arbeit und ihr Filmverständnis seien beim heutigen Schweizer Fernsehen nicht mehr gefragt, fürchtet Susann Wach Ròzsa. Der ebenfalls scheidende Kulturchef Adrian Marthaler habe in einem Papier Grundsätze für die Stoffentwicklung und die Produktion von Fernsehfilmen verfasst und darin festgehalten, der Fernsehfilm müsse die Bedürfnisse des Sonntagabend-Publikums noch stärker erfüllen, mindestens 22 Prozent Marktanteil erreichen und starkes Identifikationspotenzial bieten. Damit würden Problemfilme, «hektische Actionfilme, düstere Psychodramen, didaktische Sozialdramen und beklemmende Psychothriller» ausgegrenzt. Gefragt seien hingegen Feel-Good-Movies à la «Millionenschwer verliebt» oder «Die Herbstzeitlosen». Dazu die Produzentin: «Es kann doch nicht alles nur auf den Quotenanspruch ausgerichtet sein.»
Zusammen mit ihrem Ehemann, dem Zürcher Fotografen Klaus Ròzsa, will sie jetzt in Zürich und Budapest Stoffe und Projekte entwickeln, Dossiers erstellen und Koproduktionspartner suchen.
Donnerstag
31.01.2008