Für sein Romandebüt «Sara tanzt» (Nagel & Kimche) erhält der Schweizer Autor Erwin Koch den mit 10 000 Euro dotierten Mara-Cassens-Preis des Hamburger Literaturhauses. Der nach seiner Stifterin benannte Preis ist seit 1970 der bundesweit höchstdotierte Literaturpreis für einen Romanerstling und der einzige Preis, der von einer Leserjury vergeben wird. Die Hamburger Stifterin Mara Cassens möchte mit ihrem Preis jungen Autoren ermöglichen, «sich für eine gewisse Zeit ganz dem Schreiben zu widmen.» Zu den Preisträgern der letzten Jahre gehörten u.a. Annette Pehnt (2001) und Zsuzsa Bánk (2002). In «Sara tanzt» erzählt Erwin Koch die Geschichte der Widerstandskämpferin Sara Broffe und des Musikers Frits. Als Mitläufer einer Militärjunta Anfang der 80er Jahre trifft Frits auf Sara, die wegen Hochverrats im Gefängnis sitzt. Da sie nicht genügend Informationen liefern kann, erfindet sie Agententreffen und die Übergabe geheimer Dokumente. Sara singt um ihr Leben: Um die Einsamkeit auszuhalten, summt sie Kinderlieder, deren angebliche geheime Botschaften der Cellist Frits entschlüsseln soll. Er verliebt sich in sie und lässt von da an nichts unversucht, Sara zu befreien.
Die Jury begründete ihre Entscheidung so: «Mit grosser Erzählvirtuosität vermittelt der Autor die beklemmende Befindlichkeit zweier Protagonisten in einem fiktiven totalitären Regime. Seine Prosa kommt ohne Gefühlsakrobatik und avantgardistische Ambitionen aus und verursacht in ihrer Klarheit eine Verstörung, die tief berührt.» Erwin Koch wurde 1956 geboren und lebt in der Nähe von Luzern. Von 1984 bis 1990 war er Redaktor, seit 2002 arbeitet er als Reporter für das «Tages-Anzeiger Magazin», dazwischen u.a. für «Die Zeit», «GEO» und das «F.A.Z.-Magazin», 1999 bis 2002 war er für den «Spiegel» tätig. Für seine journalistischen Arbeiten wurde er u.a. zweimal mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet. Die feierliche Verleihung des Preises findet am 13. Januar 2004 um 20 Uhr im Literaturhaus Hamburg statt.
Freitag
28.11.2003