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Montag
30.10.2023

Medien / Publizistik

...vor einem Monat war die Welt auf der Pressekonferenz noch in Ordnung...       (Screenshot Pressekonferenz/BK)

...vor einem Monat war die Welt auf der Pressekonferenz noch in Ordnung... (Screenshot Pressekonferenz/BK)

Der Schweizer Botschafter in Ankara, Jean-Daniel Ruch (60), wird im «Blick» als mutmasslicher Sexkäufer geoutet: «Botschafter Ruch erhält keine Abgangsentschädigung. Aber er wird nach Beendigung seines Einsatzes in Ankara für die Dauer seiner Kündigungsfrist freigestellt.»

Die Causa Ruch ist für das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) ein Skandal mehr und äusserst peinlich. Ruch war von 2016 bis 2021 in Tel Aviv in der schweizerischen Niederlassung stationiert. Dort sollen Prostitutierte in der Residenz des Botschafters tätig gewesen sein – ein gefundenes Fressen für die Boulevardpresse, doch auch die Politik muss sich nun darum kümmern.

Der «Kauf von sexuellen Dienstleistungen» ist nicht verboten, nur dann, wenn sich die «Personen in einer Notlage oder Abhängigkeit befinden». Das ist selten festzustellen, deshalb plädieren auch die wichtigsten Verbände für die Einführung des «Nordischen Modells» – Sexkauf ist da nur für die Freier strafbar.

Das EDA musste sich in der Angelegenheit für seinen Diplomaten einsetzen: «Jean-Daniel Ruch wird sich dazu nicht weiter äussern.»

Die neutrale Schweiz war schon im Kalten Krieg Zentrum für Spione. Sich in Tel Aviv, dem Brennpunkt internationaler Politik, mit Prostitutierten einzulassen und dies in einer diplomatischen Residenz, ist, gelinde gesagt naiv, pointierter formuliert, eine Einladung zum Verbrechen. Deshalb befragt das EDA seine Angestellten nun nach deren Sexualleben, da Tinder und Grindr offenbar Spionage-Plattformen par excellence sind.

Die Affäre schadet sowohl Ignazio Cassis, EDA, als auch Viola Amherd, die ausgerechnet den Diplomaten Ruch als «Staatssekretär für Sicherheitspolitik» engagieren wollte. Dieses neue Amt steht schon länger in Kritik.