Vor zwanzig Jahren war eine regelmässige Kolumne im «Magazin» des «Tages-Anzeigers» die Krönung der Karriere. Hoch im Kurs lag auch der erste Bund im «Tagi». In der Szene munkelte man von vierstelligen Beträgen.
Victor Giacobbo, Constantin Seibt, César Keiser; die alten Kämpen bestritten die Plattform jahrelang und dachten nicht im Traum, damit aufzuhören. In der jüngeren Zeit haben sich die Vorzeichen geändert.
Die Gründe sind immer unterschiedlich, warum Comedians mit ihren festen Kolumen aufhören. Aber es fällt auf: Kaum eine Künstlerin oder Künstler bleibt ein paar Jahre an der Stange. So hat Hazel Brugger so lange im «Magazin» des «Tages-Anzeigers» geschrieben, bis es zu einem Buch reichte.
Für das «NZZ am Sonntag Magazin» begann Patrick Karpiczenko vor drei Jahren mit einer neuen Kolumne. Sie hiess «Karpipedia» und nahm die neuen Wortschöpfungen aufs Korn. Irgendwann gab es die Kolumne nicht mehr.
Auch Patti Basler hat keine Lust, keine Zeit oder keine Inspiration, ihre Kolumne in der «NZZ am Sonntag» fortzuführen. Sie befände sich momentan in einem Sabbatical, heisst es von der Zeitung. Ihre Stellvertreterin ist ebenfalls eine Satirikerin, Rebekka Lindauer.
Jüngstes Beispiel ist zwar kein Comedien, aber auch ein Wortkünstler: Kim de l'Horizon. Der Literat nahm eine Auszeit beim «Tages-Anzeiger». Wann er zurückkehrt, ist noch nicht klar.
Es gibt viele Gründe für diese Demissionen. Früher profitierten die Künstler von der Strahlkraft der Zeitungen. Heute ist es wahrscheinlich umgekehrt.
Ein anderer Grund ist die Entlöhnung. 1'000 Franken und mehr pro Kolumne; keine Schweizer Zeitung vermag das heute zu bezahlen. Die Spannbreite liegt zwischen 300 und 600 Franken. Für Comedians, die nicht so geübt sind in der schriftlichen Kolumne, kein hoher Betrag mehr.
Das hat Folgen. Immer mehr Journalisten übernehmen das lustige Fach - und scheitern kolossal. Beispiele müssen hier nicht aufgeführt werden. Jeder kennt sie. Mehr Geld und mehr Betreuung, das würde dem Missstand helfen. Denn ernst und lustig; auf beiden Hochzeiten zu tanzen, das will geübt und gewürdigt werden.