Der stellvertretende «Schweizer Bauer»-Chefredaktor und Redaktionsleiter Samuel Krähenbühl kritisiert in einem Artikel vom Mittwoch mit dem Titel «Das Schweigekartell der Wolfsfreunde» die Schweizerische Depeschenagentur (SDA) und die grossen Schweizer Zeitungen scharf. Er wirft ihnen vor, Wolfsangriffe auf Schafe und Lämmer bewusst totzuschweigen.
Anhand mehrerer Beispiele illustriert er zu Beginn seines Artikels den Grund für seine Kritik. So schreibt er, dass der «Walliser Bote» Anfang Mai bereits über sieben Wolfsangriffe in diesem Frühjahr berichtet habe, bei denen 24 Schafe und drei Lämmer getötet worden seien. «Doch eine Recherche im Schweizer Mediendienst (SMD) zeigt, dass neben dem `Walliser Boten` nur gerade der `Schweizer Bauer` diese gehäuften Angriffe mitten im Siedlungsgebiet vermeldete», so Krähenbühl.
Ähnliches zeige sich auch in der Zentralschweiz, wo zwar mehrere Schafsrisse vermeldet worden seien, ausser der «Neuen Luzerner Zeitung» hätten jedoch keine Medien über die Vorfälle berichtet. Einzig die Meldung, dass ein Wolf in Seelisberg UR in eine Fotofalle getappt sei, sei am 15. April von mehreren Medien aufgenommen worden. «Das ist auch nicht weiter erstaunlich, denn die an und für sich harmlose Sichtung in Seelisberg, bei der allerdings die Rehrisse im gleichen Gebiet verschwiegen wurden, wurde von der Schweizerischen Depeschenagentur vermeldet», schreibt Krähenbühl.
Alle anderen aufgezählten Wolfsattacken seien von der SDA verschwiegen worden. «Weil die SDA schweizweit keine Konkurrenz hat, dominiert in Newsportalen, Gratiszeitungen und bezahlten Tageszeitungen fast nur ihre Meinung», schreibt der Redaktionsleiter weiter. Dies zeige sich auch an der letzten Meldung der Agentur zu einem Wolfsriss vom 14. April in der Augstbord-Region, die es dann auch sogleich zu 25 SMD-Einträgen gebracht habe und unter anderem von «20 Minuten», vom «Blick», und von der «Berner Zeitung» aufgenommen wurde.
In dieser Meldung schrieb die Agentur laut Krähenbühl wörtlich, dass es zum Angriff auf einer Wiese mit einem Zaun gekommen sei, «der nicht elektrisch geladen war». Die anderen Risse, wo die Lämmer hinter einem elektrischen Zaun gerissen worden seien, «passten dann ideologisch nicht mehr ins Konzept und wurden wohl deshalb von der SDA - und mit ihr von fast allen Schweizer Medien - totgeschwiegen», schreibt der stellvertretende Chefredaktor zum Schluss.
Wirft Krähenbühl der SDA und den grossen Schweizer Zeitungen also ideologische Beweggründe bei der Berichterstattung über die Wölfe in der Schweiz vor? «Jede Redaktion entscheidet auch aus ideologischen Gründen, über was sie schreibt und über was nicht. Im Fall des Totschweigens der Wolfsrisse steckt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Systematik dahinter», sagt Krähenbühl gegenüber dem Klein Report.
Er könne sich nicht vorstellen, dass die Medien die Meldungen zu den Attacken auf Schafe und Lämmer schlicht nicht mitbekommen hätten. «Das wäre aus journalistischer Sicht dann einfach extrem schlechte Arbeit, was ich bei den grossen Zeitungen und der SDA nicht glaube», so Krähenbühl.
Bezüglich der möglichen ideologischen Gründe, aus denen das «Schweigekartell der Wolfsfreunde» nicht über die Attacken der Wölfe berichten will, tappt Krähenbühl jedoch im Dunkeln. «Ich habe keine Ahnung, was dahinter steckt. Vor allem, weil das Thema die Leute in der Schweiz extrem interessiert», sagt der Journalist abschliessend zum Klein Report. Er habe jedoch bisher auch weder die SDA noch die grossen Schweizer Medienhäuser auf das Thema angesprochen.