Das Image der Schweiz im Ausland hat 2022 gelitten. Zwar denken die Menschen von der Strasse weiterhin recht positiv über die Alpenrepublik. In den ausländischen Medien musste die Schweiz dagegen Federn lassen.
Im Fokus des Schweiz-Bildes standen 2022 die helvetischen Positionsbezüge im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Stichworte sind die (zögerliche) Übernahme der Sanktionen gegen Russland, die Oligarchen-Gelder auf Schweizer Konten, die Re-Exporte von Rüstungsgütern sowie die gute, alte Neutralität.
Über Letztere berichteten die ausländischen Medien, vor allem in Europa, tendenziell kritisch, wie aus einem neuen Bericht «Die Schweiz aus Sicht des Auslandes» hervorgeht.
Wiederkehrendes Argument dabei war, dass die Neutralität der Schweiz als egoistischer Vorwand diene, um ihren eigenen Profitinteressen nachzugehen.
Nicht nur in den Medien verfing das Argument. Auch die befragten Menschen assoziierten die Neutralität 2022 deutlich häufiger mit der Schweiz als in früheren Jahren. Und sie wurde dabei auch negativer bewertet.
Umgekehrt wurde der allfällige Nutzen der Neutralität für die Leistung von guten Diensten und die Vermittlung in Konflikten dieses Mal geringer eingeschätzt als in den Vorjahren.
«Neutralität ist somit ein Schweizer Markenzeichen, das im Ausland bekannt ist und polarisiert», kommt Präsenz Schweiz, die im Aussendepartement den Image-Bericht erarbeitet hat, zum Schluss.
Auf viel Aufmerksamkeit in den ausländischen Medien stiess in diesem Jahr wieder mal der Schweizer Finanzplatz. Sie berichteten häufig und ausführlich über das «Suisse Secrets»-Kundendatenleck und interessierten sich stark für die Affäre rund um die Credit Suisse.
Interessant jedoch: Jenseits der kritischen Mediendebatte hat das Image des Schweizer Finanzplatzes bei den befragten Menschen kaum gelitten. Das Bild der alpinen Banken-Hochburg reiht sich ein in die unvergesslichen Stereotype von Uhren, Schoggi und Heidi, wie die in 18 Ländern durchgeführte Umfrage weiter ergeben hat.
Kaum Echo fand dagegen das Gezerre um das Rahmenabkommen zwischen der Schweiz und der EU. Es wurde fast nur in den Nachbarländern und nur vereinzelt und immer kritisch kommentiert. Auch die Befragten waren mehrheitlich der Ansicht, dass die Schweiz von der EU profitiere, ohne viel dafür zu tun.
Und natürlich war Roger Federers Rücktritt der einsame Spitzenreiter, wenn es im Ausland im Jahr 2022 um die sportliche Seite der Schweiz ging.