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Sonntag
14.10.2018

Medien / Publizistik

Galizia deckte Korruption in Regierung auf

Galizia deckte Korruption in Regierung auf

Am kommenden Dienstag jährt sich die Ermordung der maltesischen Journalistin Caruana Galizia. Die Ermittlungen kommen nur schleppend voran. Seit Anfang 2017 sind in der Europäischen Union insgesamt vier Medienschaffende getötet worden.

Caruana Galizia wurde am 16. Oktober 2017 durch eine Autobombe in dem Ort Bidnija im Norden Maltas ermordet. Zwar sitzen drei Männer seit Dezember in Untersuchungshaft. Unklar ist bis heute aber, wer die Drahtzieher sind.

Am Dienstag, am Jahrestag von Galizias Ermordung, rufen der Deutsche Journalisten-Verband und das European Center for Press and Media Freedom zu einer Schweigeminute auf. Mit der Aktion, die gleichzeitig in Malta, Berlin, Brüssel und in London stattfindet, soll Druck auf die maltesische Justiz gemacht werden, den Fall restlos aufzuklären, schreiben die Veranstalter am Freitag.

Auf ihrem Blog «Running Commentary» hatte die Investigativjournalistin die Korruption in maltesischen Regierungskreisen, illegalen Handel und Offshore-Finanzgeschäfte angeprangert. Die 53-Jährige hatte unter anderem über die Beteiligung enger Vertrauter von Ministerpräsident Joseph Muscat an Geschäften berichtet, die später auch in den «Panama Papers» auftauchten.

Nach einem kritischen Blogpost im Februar 2017 über den Wirtschaftsminister Chris Cardona und seinen Berater wurden vier Verleumdungsklagen gegen Caruana Galizia erhoben und über 45 000 Euro auf ihrem Konto eingefroren. Zum Zeitpunkt ihres Todes waren mehr als 40 Verleumdungsklagen gegen die Journalistin hängig.

Im Dezember wurden zehn Verdächtige festgenommen, sieben von ihnen kamen gegen Kaution wieder frei. Gegen drei der Verdächtigen hat ein Gericht Anklage erhoben. Die Angeklagten leugnen die Tat. Wer den Mord in Auftrag gegeben hat, ist bis heute unklar. 

In der Europäischen Union wurden neben Caruana Galizia seit Anfang 2017 drei weitere Journalistinnen und Journalisten ermordet. «In keiner anderen Weltregion hat sich die Lage der Pressefreiheit im vergangenen Jahr so stark verschlechtert wie in Europa», mahnt Reporter ohne Grenzen (ROG), welche die Gewalttaten gegen Medienschaffende minutiös dokumentiert.