Nicht zuletzt für seine von Wikileaks inspirierte Internetplattform Radioleaks wird der Journalist Rolf Stengård, langjähriger Leiter der Abteilung für Radioinvestigation beim schwedischen Rundfunk, den diesjährigen Prix Europa Lifetime Achievement Award erhalten.
So kann dank dem Enthüllungsdienst Radioleaks theoretisch jeder schwedische Bürger zum Whistleblower werden. Die Plattform wurde 2011 von Stengård mit dem Ziel gegründet, brisante Missstände anonym zu übermitteln. Die Sprengkraft dieser Plattform erregte auch international Aufmerksamkeit und fand nicht nur in der schwedischen Medienlandschaft zahlreiche Nachahmer.
Stengård kam 1949 auf die Welt und ist seit 40 Jahren im Nachrichtengeschäft tätig. Seine Laufbahn begann er bei Schwedens grösster Tageszeitung «Dagens Nyheter», wo er für die Berichterstattung über die Ermordung des schwedischen Premierministers Olof Palme im Jahr 1986 zuständig war.
Der Wechsel zur Nachrichtenredaktion von Sveriges Radio brachte ihm den Chefposten einer neu gegründeten Abteilung für Radioinvestigation. Mit Stengård an der Spitze enthüllte diese den Plan schwedischer Politiker, den Bau einer Waffenfabrik in Saudi-Arabien zu unterstützen, deckte unerbittlich die Vergewaltigung einer 17-Jährigen durch einen hochrangigen ehemaligen Polizeikommissar auf und brachte einen Korruptionsskandal von internationaler Tragweite ans Tageslicht: Seine Journalisten konnten nachweisen, dass Bestechungsgelder von über 10 Millionen Euro aus einem schwedischen Waffenkonzern auf geschickten Umwegen über Afrika und Monte-Carlo bis zu ihrem Bestimmungsziel in Griechenland geflossen waren.
Mit dem Prix Europa Lifetime Achievement Award wird jedes Jahr eine Persönlichkeit der europäischen Medienwelt für ihr Lebenswerk geehrt. Die Auszeichnung ging bisher an die BBC-Legende Sir David Attenborough, die deutsche Filmproduzentin Regina Ziegler und an den dänischen TV-Serienerfinder Ingolf Gabold («Borgen», «Kommissarin Lund»).
Die Preisverleihung findet im Rahmen der Prix Europa Awards am 23. Oktober im Grossen Sendesaal im Berliner Haus des Rundfunks statt. Prix-Europa-Präsident ist SRG-Generaldirektor Roger de Weck.