Aufschrei nach Fotoshooting im Sex-Club: SVP-Kantonsrat und Anwalt Valentin Landmann posiert mit drei Prostituierten im Bordell.
Das fanden Silvia Rigoni und Andrea Gisler aus dem Zürcher Kantonsrat gar nicht lustig und setzten ein Schreiben an die Adresse der «Schweizer Illustrierten» (SI) auf.
Am Montagmorgen doppelte Landmann mit einer persönlichen Erklärung im Zürcher Kantonsrat nach. Damit wollte er die Gemüter beschwichtigen.
Stein des Anstosses war ein Bild, auf dem Valentin Landmann lässig auf einem Tisch mitten im Gross-Bordell Globe in Schwerzenbach hockt. An seine linke Seite schmiegt sich eine barbusige Prostituierte. Im Vordergrund stehen zwei weitere splitternackte Frauen, die mit dem Rücken zum Fotografen das Licht für das Bild halten.
So präsentiert sich Landmann in der «Schweizer Illustrierten»-Ausgabe vom 4. Juni. «Das Prostitutionsverbot war eine unwahrscheinliche Brutalität allen Sexarbeiterinnen gegenüber, ein Verbrechen!», sagt Landmann darin. Anlass des Artikels: Die Wiedereröffnung der Bordelle im Kanton Zürich nach der Corona-bedingten Schliessung.
Das Bild und der Artikel in der SI kommen aber nicht gut an, zumindest nicht in der Politik: «Die Inszenierung empfinde ich als abstossend. Im Artikel wird eine ‚Hochglanzversion‘ der Prostitution dargestellt und es wurde damit regelrecht Werbung dafür gemacht», beschwert sich Grünen-Kantonsrätin Silvia Rigoni auf Anfrage des Klein Reports am Montag.
Rigoni hat zusammen mit ihrer Kantonsrats-Kollegin Andrea Gisler (GLP) ein Schreiben verfasst und im Rat verteilt, wie der «Tages-Anzeiger» publik machte. Über 50 Kantonsrätinnen und Kantonsräte haben das Schreiben, das mit «Liebe ‚Schweizer Illustrierte‘» beginnt, unterschrieben.
Darin kritisieren die Politikerinnen, dass der SI-Artikel eine «schummrig-plüschige Idylle im Rotlicht-Milieu» schildere, die mit der Realität nichts zu tun habe, zitiert der Klein Report aus dem Schreiben, das ihm vorliegt. «Dass in diesem Beitrag in erster Linie Werbung für einen der grössten Sex-Clubs in der Schweiz und für einen Milieuanwalt gemacht wird, erachten wir als Verstoss gegen elementare journalistische Regeln», heisst es darin.
«Wir unterzeichnenden Kantonsrätinnen und Kantonsräte sind uns aber einig, dass es nicht angeht, den Profiteuren der Prostitution mediale Plattformen zu geben, auf welchen sie sich unwidersprochen als Vertreter der Interessen der Frauen in der Prostitution gebärden dürfen», schreiben Rigoni und Gisler an das Unterhaltungsmagazin des Ringier-Verlags.
Zum Schluss schlagen sie vor, in der nächsten Ausgabe «eine realitätsnahe Reportage über die Situation der Frauen in der Prostitution» zu publizieren.
Silvia Rigoni sagt gegenüber dem Klein Report am Montag, weshalb sie mit Gisler das Schreiben initiiert hat: «In weiten Teilen unserer Gesellschaft herrscht der Eindruck, dass Prostitution eine Arbeit wie jede andere sei. Der kritisierte Artikel befeuert dieses geschönte Bild. Mit unserem Schreiben haben wir uns gegen eine Verbreitung dieses Bildes der Prostitution gewehrt.»
Von einer Zeitschrift würde sie erwarten, dass sie auch «die elenden Seiten» zeigt, wenn sie über Prostitution schreibe, so Rigoni weiter zum Klein Report.
Von der adressierten «Schweizer Illustrierten» haben weder Rigoni noch Gisler bis am Montag etwas gehört. Auf Nachfrage des Klein Reports sagt Andrea Gisler: «Nach diesem Schreiben habe ich von der SI wenigstens eine Mail erwartet. Vor allem, wenn man bedenkt, dass etwa 50 Kantonsrätinnen und Kantonsräte unterschrieben haben.»
Reagiert hat hingegen wie erwähnt der abgelichtete Milieuanwalt Valentin Landmann: In der Kantonsrats-Sitzung vom Montagmorgen hat er eine persönliche Erklärung als Reaktion auf das Schreiben seiner Kolleginnen abgegeben.
«Herr Landmann ist nicht einverstanden, dass man ihn als Profiteur der Prostitution sieht», rekapituliert Gisler die Rede des SVP-Anwalts und fügt an: «Er stellt sich als Beschützer der Frauen dar.»