Nach der deutschen Telekom hat jetzt auch die Versicherungsbranche eine Spitzelaffäre am Hals: Der Kölner Konzern Gerling soll Telefon- und E-Mail-Daten eigener Mitarbeiter ausspioniert haben, weil die Firma eine undichte Stelle finden wollte. Interne Unterlagen seien an die Presse gelangt, berichtete die «Financial Times Deutschland» am Montag. Dies habe der Talanx-Konzern bestätigt, der Gerling 2006 übernommen hatte. Talanx selbst sei von diesen Vorfällen nicht betroffen.
Gerling, damals mehrheitlich in Familienbesitz und auf die Versicherung grosser Industrierisiken sowie die Rückversicherung spezialisiert, war 2002 in eine existenzbedrohende Krise geraten. Die Deutsche Bank, mit 34,5 Prozent Minderheitsbesitzerin, zwang Rolf Gerling 2002, den Konzern zum Verkauf zu stellen. Nach vier Jahren übernahm der Hannoveraner Rivale Talanx/HDI die Kölner. Damals gab es zahlreiche Presseberichte, die auch auf Quellen innerhalb des Gerling-Konzerns beruhten. Deshalb ordnete die Konzernleitung offenbar Rechercheaktionen an.
Bei Gerling habe es mehrere solcher Aktionen gegeben, hiess es laut FTD. Ein Talanx-Sprecher sagte, das Unternehmen habe nach der Anfrage der FTD einen Fall aus 2004 gefunden. Talanx geht davon aus, dass legal vorgegangen wurde. «Wir können aber nicht ausschliessen, dass es mehrere Fälle gegeben hat.» Die Telekom hatte 2005 und 2006 in grossem Stil Verbindungsdaten ausgewertet, um Kontakte zwischen Mitarbeitern und Aufsichtsräten auf der einen und Journalisten auf der anderen Seite aufzudecken. Lufthansa hatte Anfang 2001 Passagierdaten missbräuchlich genutzt, um Verbindungen zwischen einem Aufsichtsrat und dem damaligen FTD-Chefreporter aufzuspüren. - Siehe auch: Deutsche Telekom will Zugriff auf Kundendaten einschränken, Staatsanwalt untersucht weiter im Bankdatenskandal der Telekom und Razzia bei der Deutschen Telekom
Montag
28.07.2008




