Sie gehören zu den italienischen TV-Programmen wie die Tomatensauce auf die Spaghettis, aber jetzt soll Schluss sein mit blossen Beinen, Busen und Backen: Die halbnackten Showgirls sollen aus den RAI-Programmen verschwinden. Der Präsident des italienischen Staatsfernsehens RAI, Antonio Baldassarre, hat eine Kampagne für mehr «Moral» in der öffentlich-rechtlichen TV-Anstalt angekündigt. «Einige Programme ähneln Softpornos. Das italienische Staatsfernsehen will sich dem Modell privater TV-Gruppen anpassen und bietet ein altes Produkt an. Man setzt auf nackte Mädchen, auch wenn es gar nicht notwendig ist», sagte Baldassarre in der Donnerstagausgabe der Mailänder Tageszeitung «Corriere della Sera». «Ich bin zwar kein Feminist, doch einige Programme beleidigen die Frauen», meinte Baldassarre. Auch so genannte Trash-Programme mit wenig Inhalt sollen künftig nicht mehr vorkommen, erklärte der RAI-Chef. Er will mehr «auf die Intelligenz der Zuschauer als auf deren niedrige Instinkte setzen».
Die schlechte Qualität der Fernsehprogramme ist seit Monaten ein Thema in Italien. Für Debatten hatte am Wochenende ein Bericht der britischen Tageszeitung «Financial Times» gesorgt. «Politische Debatten werden nicht mehr im Senat, sondern im Fernsehen geführt, Softporno-Filme haben die Nachrichten ersetzt», schrieb der britische Reporter, der vier Jahre lang in Italien gelebt hat. Die schlechte Qualität der Programme sei eine Zumutung für die Italiener, die hohe Fernsehgebühren zahlen, hiess es in dem Bericht mit dem Titel «Meine italienische Fernsehhölle». Auch Ex-Regierungschef Giuliano Amato, Vizepräsident im EU-Konvent, beklagte sich über das italienische Fernsehen. «Von sieben Uhr früh bis tief in die Nacht sieht man nur nackte Showgirls. Ich sehne mich nach den Feministinnen, die für das Image der Frauen in den Medien kämpften. Wo sind sie geblieben?», fragte Amato.
Donnerstag
23.01.2003