Für die Tessiner Tageszeitungen hätte die geplante Schliessung von 13 bis 15 Briefpostzentren fatale Folgen. Der Redaktionsschluss müsste bereits um 20 Uhr erfolgen, damit die Leser die Zeitung am nächsten Tag wie gewohnt im Briefkasten haben. Bisher konnten der «Corriere del Ticino», die «Regione» und der «Giornale del Popolo» ihre Seiten bis um Mitternacht offen halten. Die geplante Schliessung des Verteilzentrums Bellinzona hätte zur Folge, dass die Zeitungen um 23.30 Uhr gedruckt, adressiert und verpackt am Bahnhof sein müssten. Die insgesamt rund 275 000 Leser hätten ihr Leibblatt am folgenden Morgen zwar wie gewohnt im Briefkasten, müssten aber auf zahlreiche Meldungen verzichten. Im Sportteil würden beispielsweise die aktuellsten Resultate und Spielberichte vom Eishockey oder Fussball fehlen.
Simone Bianchi, Direktor des Tessiner Zeitungsverlegerverbandes Ateg, geht davon aus, dass zahlreiche Leser das nicht goutieren würden. «Einige Zeitungen könnten in unlösbare Schwierigkeiten geraten», sagte er in einem Interview mit der Zeitung «La Regione» vom Donnerstag. Die Ateg hat Post-Direktor Ulrich Gygi deshalb aufgefordert, die geplante Schliessung des Briefpostzentrums Bellinzona nochmals zu überdenken. Auch die Tessiner Journalistenvereinigung rechnet mit dem Schlimmsten. In einem Communiqué spricht sie von einem Paradox, dass im Zeitalter der Kommunikation in einer Zeitung die neusten Nachrichten fehlen würden. Die Tessiner Journalisten befürchten, dass die Verleger ihre Zeitungen künftig mit einer alternativen Methode auf eigene Faust verteilen könnten. Die dadurch verursachten Mehrkosten könnten wiederum zur Folge haben, dass auf den Redaktionen gespart werden muss, heisst es im Communiqué.
Donnerstag
14.11.2002