Nach dem Konkurs der Druckerei Schlaefli & Maurer meldet sich die ehemalige Geschäftsleitung um Lukas Dziadek und Thomas Lüdi in einem Statement auf der eigenen Homepage mit dem Titel «Richtigstellung der Faktenlage» zu Wort.
Darin attackiert sie die Gewerkschaft syndicom scharf. Gegenüber dem Klein Report nimmt Angelo Zanetti, Zentralsekretär Grafische Industrie und Verpackungsdruck der syndicom, Stellung zu den Vorwürfen.
Was war passiert? Am 18. Februar erfährt die syndicom, dass über die Druckerei Schlaefli & Maurer in Uetendorf bei Thun der Konkurs eröffnet wurde. Allen 65 Mitarbeitern wurde fristlos gekündigt. In einer Mitteilung schreibt die Gewerkschaft an diesem Tag, dass die von der Geschäftsführung der Druckerei nicht über das Vorgehen informiert worden sei und beruft für den nächsten Tag eine Betriebsversammlung ein.
Auf dieser erfahren Mitarbeiter der Gewerkschaft, dass die Angestellten der Druckerei «statt von ihren Chefs» am 18. Februar von Vertretern des RAV und des Wirtschaftsamtes vor dem geschlossenen Betrieb empfangen worden seien. Und auch auf der Betriebsversammlung seien die beiden Geschäftsführer «mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit» nicht aufgetaucht, sagt Angelo Zanetti gegenüber dem Klein Report. Und wenn sie da gewesen wären, hätten sie sich nicht zu Erkennen gegeben.
Nach der Betriebsversammlung veröffentlicht die syndicom ein weiteres Statement in dem sie schreibt, dass die Druckerei von ihrem Besitzer Lukas Dziadek «wahrscheinlich bewusst in den Ruin getrieben» wurde. Man habe alle Mitarbeiter auf Knall und Fall entlassen und Aufträge so schlecht ausgeführt, dass Kunden absprangen. Im Hintergrund hätten Lüdi und Dziadek jedoch die Nachfolgefirma «Swissprinted.ch» gegründet, mit dem Ziel, die Druckmaschinen aus der Konkursmasse von Schlaefli & Maurer zum Schleuderpreis zurückzukaufen.
Auf diese Vorwürfe hin veröffentlichte die ehemalige Geschäftsführung der Schlaefli & Maurer AG ein Statement auf ihrer Homepage. In dieser listet sie chronologisch die Ereignisse aus ihrer Sicht auf. So habe Thomas Lüdi die Mitarbeiter auf verschiedene Orientierungen vom RAV und von der Volkswirtschaftsdirektion des Kanton Berns begleitet und seine Telefonnummer an alle Lehrlinge gegeben, damit er ihnen bei Bedarf helfen könne.
Zudem habe man vakante Stellen an die Mitarbeiter im Druck und Verkaufsdienst weitergeleitet. Angelo Zanetti kann dies weder bestätigen noch zu hundert Prozent dementieren, sagt jedoch, dass weder die Lehrlinge noch die Mitarbeitenden je etwas davon erwähnt hätten.
Besonders pikant: Lüdi und Dziadek schreiben weiter, dass ab Juni 2015 am Markt Gerüchte laut wurden, dass ihre Firma im Juli sicher Konkurs sein werde. Die syndicom habe das «Rufmordgerücht», dass Schlaefli & Maurer in Deutschland produzieren würden, aktiv mitgetragen. Daraufhin habe die UNIA die Druckerei auf eine Sperrliste setzen lassen.
Die finanziellen Schäden dadurch könne man nicht genau beziffern, hätten aber mit Sicherheit einen Anteil am Umsatzverlust bis hin zum Konkurs gehabt. Dies habe man dem entsprechenden Mitarbeiter bei der syndicom per Mail mitgeteilt, worauf sich dieser per Telefon meldete und «lapidar» gesagt habe, dass dies ein Versehen gewesen sei und korrigiert werde. Als Beweis ist im Statement ein Scan des betreffenden E-Mails angeführt, fraglich ist, ob es sich dabei um ein Original handelt.
Zum Schluss schreiben Lüdi und Dziadek noch, dass lediglich eine Interviewanfrage aus der Presse an Herrn Dziadek gesendet wurde, die er prompt beantwortet habe. Dem widerspricht Nina Scheu, stellvertretende Mediensprecherin der syndicom. Gegenüber dem Klein Report sagt sie: «Verschiedene Medien haben uns angerufen, weil sie die Verantwortlichen der Druckerei nicht erreichen konnten.»
Ganz am Ende ihres Statements schreiben Lüdi und Dziadek, dass alle Angaben «nachprüfbar und juristisch gesichert» seien. Die beiden waren für den Klein Report aber trotzdem weder per Mail noch telefonisch erreichbar, die Telefonnummer der Schlaefli & Maurer AG ist mittlerweile ausser Betrieb.
Auch das Statement lässt sich auf der Homepage nicht mehr finden. Positive Nachrichten in dieser Schlammschlacht gibt es indes für die Lehrlinge der ehemaligen Druckerei. Wie Angelo Zanetti bestätigt, haben praktisch alle von ihnen ein Angebot erhalten, ihre Lehre andernorts weiterführen zu können.