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Dienstag
18.11.2003

Die Staatsanwaltschaft von Hannover ermittelt gegen Prinz Ernst August von Hannover wegen «Beleidigung und Anstiftung zur Körperverletzung». Die entsprechende Anzeige hatte ein Redaktor des Südwestrundfunks (SWR) eingereicht, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover am Dienstag mit. Auslöser des Streits war laut der Anzeige, dass der Reporter den Prinzen irrtümlich als Preussen und nicht als Welfen ansprach. Daraufhin soll dieser den Journalisten mit Ausdrücken wie «Fuck off» und «Scheissjournalist» beschimpft haben.

Der Vorfall soll sich laut Staatsanwaltschaft Anfang Oktober im österreichischen Grünau bei einer Feier mit Prominenten zum 100. Geburtstag des Tierforschers Konrad Lorenz zugetragen haben. Der Ehemann von Prinzessin Caroline von Monaco habe laut der Anzeige dem Journalisten einige Fragen beantwortet, als ein Kellner das Kartoffelgericht «Geröstel» angekündigt habe. Daraufhin habe der SWR-Journalist wissen wollen, ob Prinz Ernst August als «Preusse» überhaupt etwas mit dem Namen dieses Gerichts anfangen könne. Der Adelige sei darüber als Welfenprinz offenbar empört gewesen und habe den Reporter beschimpft. Zudem soll er seine Leibwächter aufgefordert haben, den Journalisten hinauszuwerfen. Die Bodyguards seien dem Kläger zufolge dabei so grob vorgegangen, dass der sich schwer am Knie verletzte.

Bisher habe sich Prinz Ernst August noch nicht zu den Vorwürfen geäussert, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Im Zuge der Ermittlungen würden möglicherweise weitere Zeugen befragt, die am Ort des Geschehens dabei waren. Der Radiojournalist habe bereits schriftliche Erklärungen einiger Zeugen vorgelegt. Prinz Ernst August von Hannover war Ende 2001 bereits wegen Körperverletzung in zwei Fällen und Beleidigung zu acht Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von 500 000 Mark verurteilt worden. Gegen das Urteil des Amtsgerichts Springe hat er Berufung eingelegt. Das Berufungsverfahren vor dem Landgericht Hannover ist noch nicht entschieden.