Content:

Freitag
29.04.2022

Medien / Publizistik

Noch sind die Vorwürfe nicht so glasklar durchschaubar, wie die Fassaden bei Axel Springer in Berlin...                (Bild: Axel Springer)

Noch sind die Vorwürfe nicht so glasklar durchschaubar, wie die Fassaden bei Axel Springer in Berlin... (Bild: Axel Springer)

Bei Axel Springer in Berlin herrscht Aufruhr. Wie das «Handelsblatt» berichtet, hat Markus Günther, der ehemalige Logistikchef von Axel Springer, am Dienstag vor dem Berliner Landesgericht behauptet, der Vorstand des Medienunternehmens habe von seinen «schwarzen Kassen» in der Logistikabteilung gewusst und auch selbst davon profitiert.

Geäussert hat Günther diese Vorwürfe «im Rahmen eines weitgehenden Schuldeingeständnisses».

Dem ehemaligen Manager des Medienkonzerns Axel Springer wird seit Mitte März am Berliner Landgericht der Prozess wegen Betrugs und Untreue in Millionenhöhe gemacht. Bei 293 mutmasslichen Taten zwischen 2009 und 2013 soll er mit Hilfe von drei weiteren Männern und einer Frau «gewerbsmässig und als Mitglied einer Bande» einen Schaden von knapp 6,5 Millionen Euro verursacht haben. Weitere fünf Millionen seien bereits verjährt. Die Ermittlungen gegen Günther laufen seit 2014, als der Medienkonzern Anzeige erstattete.

Vor Gericht hat der Angeklagte nun erklärt, dass sein einstiger Chef, der langjährige Springer-Vorstand und späteren Aufsichtsrat Rudolf Knepper, von diesen «schwarzen Kassen» gewusst habe. Dabei habe dieser auch selbst profitiert.

Auch Springer-Chef Mathias Döpfner und andere Führungskräfte hätten demnach Vorteile aus einem damals von Günther orchestrierten Scheinrechnungssystem gezogen, heisst es im «Handelsblatt».

Zum Beispiel sollen laut Aussage des angeklagten Springer-Managers «tägliche» Liefertouren mit frischen Zeitungen aus Deutschland zu einem Ferienhaus Döpfners bei Marseille finanziert worden sein. Auch soll es um Karten für die Fussball-WM 2006 für Vorstände oder den Transport von exklusiven Oldtimern gegangen sein.

Konkrete Belege habe der Angeklagte am Dienstag bei seiner ersten Einlassung vor dem Berliner Landgericht allerdings nicht vorgelegt.

Knepper und Döpfner hatten die Vorwürfe bereits in der Vergangenheit vehement bestritten. Ein Springer-Sprecher teilte nun gegenüber dem «Handelsblatt» mit, dass der Medienkonzern und seine Führung grundsätzlich bei den bisherigen Statements blieben. Die aktuellen Aussagen ihres ehemaligen Managers vor Gericht seien «in weiten Teilen» Schutzbehauptungen und unzutreffend. Döpfner habe sich zwar «durch das Unternehmen» Zeitungen in den Urlaub liefern lassen, aber nie ein Privathaus bei Marseille besessen.