Das Marktforschungsinstitut Prognos untersuchte im Aargau die Marktposition der AZ Medien - im Auftrag von Roger Schawinski, aber ohne den Befragten gegenüber den Auftraggebern zu nennen. Gegen dieses Vorgehen hat die Aargauer Kantonsregierung offiziell protestiert, wie die «Neue Zürcher Zeitung» am Freitag berichtete.
Hintergrund der Geschichte, die an eine missglückte Geheimdienstoperation erinnert, ist der Konflikt zwischen Roger Schawinski von Radio 1 und Peter Wanner von den AZ Medien mit Radio Argovia um die Radiokonzession im Kanton. Bekanntlich hatte Schawinski 2009 Beschwerde eingelegt gegen die Konzessionserteilung an Radio Argovia und damit einen Teilerfolg erzielt: Im Juli 2012 kam die Wettbewerbskommission (Weko) in einem Gutachten zum Schluss, dass die AZ Medien mit der «Aargauer Zeitung», Tele M1 und eben Radio Argovia in mehreren Bereichen eine marktbeherrschende Stellung innehat.
Nun stellt sich für das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) die Frage, ob die AZ Medien diese marktbeherrschende Stellung missbraucht. Wäre dies der Fall, würde die Konzession höchstwahrscheinlich nicht an Radio Argovia, sondern eben an das Schawinski-Projekt gehen.
Um dies abzuklären, hat das Bakom, wie die «NZZ» berichtet, die beteiligten Parteien aufgefordert, Belege und Indizien einzureichen. Daraufhin beauftragte Schawinski das Beratungsunternehmen Prognos mit einer Studie, welche offensichtlich den Missbrauch der marktbeherrschenden Position durch die AZ Medien belegen soll. Prognos befragte in der Folge rund 30 Meinungsführer im Aargau, darunter auch Regierungsräte. Und zwar ohne zu erwähnen, dass man im Auftrag Schawinski operiere. Vielmehr hat Prognos offensichtlich den Eindruck erweckt, man sei im Auftrag des Bakom tätig.
Dieses verdeckte Vorgehen löste bei der Aargauer Regierung Verärgerung aus. Es sei unverständlich, «dass bei der Kontaktaufnahme für die Interviews seitens Prognos der Eindruck erweckt wurde, die Kontaktaufnahme geschehe im Auftrag des Bakom», zitiert die «NZZ» aus einem Schreiben des Aargauer Staatsschreibers Peter Grünenfelder an die beteiligten Parteien. Weiter forderte die Regierung Prognos dazu auf, die «fragwürdige» Befragung zu stoppen.
Schawinski begründete das zumindest unübliche Vorgehen gegenüber der «NZZ» damit, dass die Personen aus dem öffentlichen Leben des Kantons Aargau nur bei diesem Vorgehen offen Auskunft geben würden. Auch Studienleiter Felix Neiger von Prognos begründet das Vorgehen damit, dass die Befragten bei Nennung des Auftraggebers nicht mehr unvoreingenommen gewesen wären. Bei expliziter Nachfrage habe man den Auftraggeber jedoch genannt.
Auch im Bündnerland streitet Roger Schawinsk seit Jahren um eine Radiokonzession:
Am 27.08.2010: Bündner Realsatire - oder der grosse Radiostreit Schawinski vs. Lebrument
Am 22.9.2008: Seilziehen zwischen Lebrument und Schawinski geht weiter