Im neuen Gefühlsdrama «Amnesia» von Barbet Schroeder verkörpert Bruno Ganz einen Grossvater, der die Nazigreueltaten und damit ein wichtiges Kapitel deutscher Geschichte jahrelang verdrängt hat.
«Man kann ihn als Mitläufer bezeichnen», erzählt Ganz dem Klein Report anlässlich einer Lunchkino-Vorpremiere in Zürich. «Aber es gab damals verschiedene Stufen von Mitläuferei. Bei ihm war es noch eine harmlose. Ich denke, er hat wie viele Deutsche, die sich im Krieg schmutzig gemacht haben, ein Leben lang versucht, sich eine andere Version seiner Vergangenheit vorzuspielen. Aber ab einem bestimmten Punkt bricht die Wahrheit hervor.»
Ganz selbst ist im Jahre 1964 ins deutsche Göttingen gekommen und spielte damals in einem Studententheater mit: «Es gab dort viele Jurastudierende in speziellen Verbindungen, und alle deren Väter waren Richter und Anwälte im Dritten Reich. Damals gab es viele Leute, die über ihre Taten 20 oder gar 30 Jahre lang geschwiegen haben.»
Der neue Kinofilm «Amnesia» erzählt aber auch die platonische Liebesgeschichte zwischen einem jungen DJ (Max Riemelt) und einer älteren Frau (Marthe Keller): «Das ist für mich das zentrale Element», schwärmt Ganz weiter. «Ihre Beziehung ist unglaublich behutsam und zärtlich inszeniert. Das finde ich ausserordentlich schön und bewegend. Sex ist da völlig zweitrangig.»