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Sonntag
20.05.2018

Medien / Publizistik

Jaser Murtadscha trotz Press-Weste getötet

Jaser Murtadscha trotz Press-Weste getötet

Die Schüsse von Scharfschützen der israelischen Armee auf 20 Journalisten während der Zusammenstösse an der Grenze des Gazastreifens müssen untersucht werden. Das fordert Reporter ohne Grenzen – es handle sich um Kriegsverbrechen. Seit dem 30. März ist es zu wiederholtem Schusswechsel gekommen.

«Der israelischen Armee kann nicht entgangen sein, dass unter den demonstrierenden Zivilisten auch Journalisten waren», erklärte Geschäftsführer Christian Mihr am Freitag in einer Stellungnahme. Trotzdem habe die Armee weder geeignete Schutzvorkehrungen getroffen noch differenziert, «als sie mit scharfer Munition auf Journalisten schoss, die die Proteste bloss beobachteten», so Mihr. Diese vorsätzliche und wiederholte Verletzung des humanitären Völkerrechts stelle ein Kriegsverbrechen dar.

Deshalb hat sich Reporter ohne Grenzen an Fatou Bensouda, Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs, gewandt. Es handle sich um Kriegsverbrechen gemäss dem Römischen Statut des Internationalen Strafgerichtshofs.

Seit den neuen Auseinandersetzungen sind zwei palästinensische Journalisten getötet worden: Fotograf Jaser Murtadscha (30) von der unabhängigen Agentur Ain Media und Ahmed Abu Hussein (27), ein Reporter für Schaab und Bisan News. «Beide waren durch eine Weste oder durch einen Helm mit der Aufschrift 'Press' (Presse) eindeutig als Journalisten gekennzeichnet», macht Reporter ohne Grenzen klar.

Von Schüssen getroffen wurden am 14. Mai, als sie über Demonstrationen östlich von Gaza-Stadt berichteten, die folgenden Journalisten: «Omar Hamdan, der als Kameramann für den staatlichen algerischen Fernsehsender ENTV arbeitet, wurde am Fuss verletzt; Al-Dschasira-Reporter Wael Dahduh an der rechten Hand; der Kameramann Mohammed Abu Dahrudsch (Zain Media) am linken Bein. Jasser Kudeih, der als freier Fotograf für die Hamas-nahe Tageszeitung Filastin arbeitet, erlitt einen Bauchschuss und musste in einem Krankenhaus in Gaza auf die Intensivstation gebracht werden», zählt die Journalisten-Organisation auf.

Zwei weitere Journalisten seien nahe Chan Junis durch Schüsse verletzt worden. Dem Reporter Abdullah al-Schorbagi vom Hamas-nahen Khan Younis Media Network wurde in den linken Fuss geschossen. Nihad Fuad, ein Reporter für den Bürgerradiosender Forsan al-Erada, wurde am Kopf getroffen und musste im Krankenhaus behandelt werden. Nahe Rafah wurde dem Reporter Farhan Haschem Abu Hadaid vom Online-Portal Safad Press ins linke Bein geschossen.