Eigentlich hätte der Satiriker Leo Fischer für eine Woche das Twitter-Konto des «Zeit»-Magazins übernehmen sollen. Doch der ehemalige «Titanic»-Chefredaktor trieb es dort so wild, dass die Redaktion ihm vorzeitig den Zugang blockierte.
Normalerweise dürfen unterschiedliche Medienmacher den Twitter-Account des Magazins der «Zeit» wochenweise übernehmen. Damit will die deutsche Wochenzeitung «laut eigener Aussage vor allem auf die Stärke von Twitter setzen, offene Debatten zu führen» berichtete Spiegel Online am Donnerstag.
Anfang dieser Woche war Leo Fischer, Satiriker und Spass-Politiker, an der Reihe. Zuerst machte er sich mit amüsanten Tweets über die herrschende Pressekrise und den Feminismus lustig. Am Donnerstag kommentierte er dann einerseits die politischen Spannungen zwischen den USA und Nordkorea und andererseits Mehmet Scholls Vertragsauflösung mit der ARD.
Mit dem Tweet «Eilmeldung: Mehmet Scholl ist tot» wollte er komödiantisch auf das Kooperationsende des Fussballexperten mit dem Sender ARD verweisen. Doch das gefiel der «Zeit»-Redaktion gar nicht: Es war der letzte Tweet, den Fischer absetzen konnte, bevor die Verantwortlichen intervenierten und ihm damit die Vollmacht über das Konto entzogen.
Ein vorangegangener Tweet, in dem der Satiriker selbsterfundene südkoreanische Meldungen von Explosionen und einem Lichtblitz über Pjöngjang weiterleitete, kursierte ebenfalls im Netz. Nach den Vorfällen sah sich die «Zeit» verpflichtet, die Falschmeldungen Fischers zu dementieren: «Die Tweets wurden umgehend gelöscht, sie sind nicht mit unseren Standards vereinbar. Die Twitter-Kolumne von Leo Fischer wurde beendet», twitterte das Magazin über ihren zurückgewonnenen Account.
Für den Ex-«Titanic»-Chefredaktor Fischer war es wohl ein gelungenes Experiment: Satire auf dem Twitter-Kanal eines Qualitätsmediums. Unter den Fans macht bereits das nicht ganz ernstgemeinte Hashtag «#freeleo» die Runde.