Die Hackervereinigung Chaos Computer Club (CCC) hat nach der Verhaftung des Programmierers des Windows-Computerwurms Sasser deutliche Kritik an Microsoft geübt. Es werfe kein gutes Licht auf Microsoft, dass der Wurm wahrscheinlich Millionen von Rechnern lahmgelegt habe, obgleich die Sicherheitslücke vorher bekannt gewesen sei, sagte ein Sprecher vom CCC Berlin am Montag. Das Hauptproblem sei die Software-Monokultur, die zu 90% von Microsoft beherrscht werde. Viren und Würmer hätten es sehr leicht, sich dort zu verbreiten. Hinzu komme, dass unklar sei, welche Anwenderdaten bei einem Online-Update an Microsoft übertragen werden. Das mache viele Windows-Anwender skeptisch und halte sie davon ab, ihr System per Internet auf den neuesten Sicherheitsstand zu bringen. Dies habe offenbar die Grundlage für den Erfolg von Sasser geschaffen. Der CCC bezeichnete es als «verwunderlich», dass das Landeskriminalamt Niedersachsen zur Verkündung der Festnahme von Sven J. gemeinsam mit der Firma Microsoft vor die Presse getreten war.
Hier sei in Zukunft eine klare Trennung notwendig, zumal offen sei, wer von beiden im Fall Sasser die Beweise gesichert habe. Möglicherweise hätten Microsoft und das LKA in Kooperation Beweismittel gegenseitig ausgetauscht. Völlig ungeklärt ist laut CCC auch die Frage, ob Microsoft wegen seiner fehlerhaften Software, die Viren und Würmern die Türen öffne, Schadenersatz leisten müsse oder der Virenprogrammierer gegenüber den geschädigten Anwendern schadenersatzpflichtig sei. Nach Angaben eines Sprechers des niedersächsischen Landeskriminalamts (LKA) in Hannover kann der geständige 18-jährige Sasser-Programmierer trotz der drohenden Haftstrafe von bis zu fünf Jahren wegen Computersabotage weiter auf freiem Fuss bleiben. Die Staatsanwaltschaft habe keine Haftgründe erkannt.
Montag
10.05.2004