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Donnerstag
31.05.2012

Zwei Schweizer Produktionen schafften es in die Selektion der Nebenreihe «Quinzaine des Réalisateurs» am diesjährigen Filmfestival in Cannes. «Os vivos zambem choram» von Basil da Cunhas und «Opération Libertad» von Nicolas Wadimoff, eine Produktion von Dschoint Ventschr, Akka Films und RTS. Der Klein Report sprach am Mittwoch mit Produzent Samir über den Film und seinen grossen Auftritt an der Côte d`Azur.

Was hat nach Ihrer Meinung den Ausschlag gegeben für die Selektion von «Opération Libertad»?
Samir: «Ich denke, es hat vor allem damit zu tun, dass der Film durch Originalität aufgefallen ist. Wir behaupten, dass `Opération Libertad` ein Dokumentarfilm ist, und arbeiten mit den entsprechenden Mitteln, also etwa mit Protagonisten, die direkt in die Kamera sprechen. Damit werden die Zuschauer zu einem Teil der Gruppe aus dem Film. Das Konzept ist zwar nicht neu, aber diese aussergewöhnliche Machart und die hohe Qualität haben dazu geführt, dass der Film in der Quinzaine gezeigt wurde.»

Der Film ist Ende der Siebzigerjahre angesiedelt. Es geht um eine linksautonome Gruppe in Genf und Gelder eines Diktators bei der damaligen SBG. Wie viel Dokumentarisches steckt in dem Spielfilm?
Samir: «Der Film ist in erster Linie fiktiv, beruht aber auf x Einzelbiografien, die wir recht gut kennen. Und wir wurden sogar von der Realität überholt. Nicolas Wadimoff und Jacob Berger haben geschrieben, dass es um Schwarzgeld des paraguayischen Diktators Stroessner geht, um vier Millionen Dollar. Und tatsächlich: Während der Vorbereitungen zum Film hat Paraguay von der Schweiz die Rückgabe von 400 Millionen Dollar gefordert, die Stroessner hier deponiert hatte.»

Was hat Sie an dem Stoff gereizt?
Samir: «Ich bin aus derselben Generation wie die Leute im Film und habe diese Zeit selbst miterlebt. Nicolas Wadimoff, der zehn Jahre jünger ist, und ich haben uns in der Hausbesetzerszene in Genf kennengelernt. Man kann also sagen, das Thema ist Teil unserer Geschichte. Natürlich standen wir mit `Opération Libertad` thematisch in Konkurrenz mit anderen «linksextremen Actionfilmen», aber unser Film ist bewusst anders. Er erzählt die Geschichte von «normalen Revolutionären», die versuchen, einmal in ihrem Leben eine Aktion zu machen. Es gelingt ihnen, und doch geht alles schief. Das war das Moment, das uns interessiert hat: Wie kann man siegen und doch alles verlieren. Im Gegensatz zu anderen Filmen mit ähnlichem Thema konzentriert sich `Opération Libertad` eher auf die Psychologie einer Gruppe.»

Wie hat das internationale Publikum auf den aussergewöhnlichen Film aus der Schweiz reagiert?
Samir: «Für das Publikum im Ausland war es vielfach aussergewöhnlich, dass es neben Schokolade und Uhren in der Schweiz auch so etwas gab wie eine revolutionäre Gruppe. Weniger überraschend war, dass die Gruppe im Film von der offiziellen Schweiz totgeschwiegen wird. Das ist ein Phänomen, das im Ausland stark mit der Schweiz assoziiert wird.»