Der Klein Report hat sich mit dem Gründer von Drop8 über das neue Messsystem für digitale Kampagnen unterhalten, das deren Fussabdruck massiv verringern soll. Sam Lutz erklärt, wie das geht und was das für die Kunden und deren Mediapläne bedeutet.
Wie ist Ihre Agentur Drop8 auf die Idee gekommen, so ein Messsystem für Nachhaltigkeit bei digitalen Kampagnen einzuführen?
Sam Lutz: «Natürlich war uns schon immer bewusst, dass alle Geschäftstätigkeiten Emissionen verursachen. Erstmals hatten wir jedoch im Jahr 2022 die Möglichkeit, das verursachte CO2 einer Adimpresion zu messen und dies über alle Stationen, vom Hosting auf dem Adserver über die DSP, SSP bis auf die Webseite, wo es einem Nutzer angezeigt wird. Das hat es für uns sehr greifbar gemacht und wir waren ehrlich gesagt auch etwas schockiert, wie viel CO2 wir mit unserer Tätigkeit produzieren. Deshalb wollten wir dieses Thema weiterverfolgen und haben im Januar 2023 dies zu einem wichtigen strategischen Thema für dieses Jahr definiert…»
…und dann?
Lutz: «Fabrice Lalive, der bei Drop8 für den Bereich Innovations & Technology zuständig ist, hat in den letzten zehn Monaten mit verschiedenen Unternehmen auf der ganzen Welt Kontakt gehabt und viel Forschung auf diesem Thema betrieben. Das Ziel der ganzen Übung ist jedoch klar, wir möchten unseren Teil dazu beitragen, weniger CO2 in die Atmosphäre auszustossen.»
Wie sieht das Buchungsverfahren für einen Kunden bei Drop8 aus?
Sam Lutz: «Am Buchungsverfahren hat sich für die Kunden von Drop8 nichts geändert. Ab sofort erhält jedoch jeder Kunde auf einem Mediaplan die Information, wie viel CO2 pro Platzierung verursacht wird. Um dies überhaupt darstellen zu können, haben wir eine neue Metrik entwickelt; gCO2pm, damit lässt sich aussagen, wie viel Gramm CO2 pro 1’000 Adimpressions verursacht werden. Dank diesem neuen KPI können wir bei sämtlichen Kampagnen und Platzierungen – ob online, PDOOH oder Audio – den Carbon Footprint berechnen. Dies wiederum erlaubt es, einen monetären Wert zur Kompensation der anfallenden Emissionen zu berechnen. Also zusammengefasst lediglich eine Information mehr im Mediaplan.»
Wie Sie gegenüber dem Klein Report gesagt haben, kompensiert Ihre Agentur den CO2-Ausstoss, falls ein Kunde das nicht selber übernimmt. Wie muss man sich das im Buchungsablauf vorstellen?
Lutz: «Wir geben unseren Auftraggebern die Möglichkeit, das CO2, welches durch die digitale Kampagne verursacht wird, zu kompensieren. Falls er das nicht will oder nicht kann, übernimmt Drop8 die Kompensation, somit möchten wir erreichen, dass 100 Prozent von allen Kampagnen, welche Drop8 umsetzt, CO2-neutral sind. Bis jetzt haben wir keine Ahnung, wie viele von unseren Kunden von dieser Möglichkeit Gebrauch machen werden. Wir haben uns darauf eingestellt, die gesamte Kompensation selber zu tragen, wir freuen uns aber natürlich über jeden Kunden, der mitmachen möchte.»
Wie sind die ersten Reaktionen von Kunden?
Sam Lutz: «Da wir die Kommunikation erst soeben an unsere Kunden versendet haben, sind die ersten Reaktionen noch ausstehend, wir sind sehr gespannt, hoffen jedoch, dass unsere Kunden unsere grossen Bemühungen in diesem Bereich schätzen werden…»
…und habt Ihr schon selber mehr Kunden im Portefeuille?
Lutz: «Wir erwarten durch diesen Schritt kurzfristig keine neuen Kunden. Dies sollte auch nicht der Hauptgrund für die Zusammenarbeit mit Drop8 werden, denn unsere Kompetenzen liegen in der Umsetzung von effizienten digitalen Kampagnen mit präzisem Targeting. Wir denken jedoch, dass dies in Zukunft ein immer wichtigerer Entscheidungspunkt sein wird bei der Auswahl eines Partners.»
Was sind die nächsten Schritte mit dem Messsystem?
Sam Lutz: «Das Messsystem ist aktuell schon ziemlich gut, wir setzen da unter anderem auf die Technologie von Scope3, die unserer Meinung nach führend in diesem Bereich ist. Die grosse Herausforderung sehen wir in der Anwendung der Daten aus der Messung: Wie können wir durch gezieltes Targeting von Werbeinventar, das weniger CO2 verursacht, den Ausstoss signifikant senken, ohne natürlich einen Performance-Verlust der Kampagne in Kauf zu nehmen...»